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Thema: Re: Verboten Mo 16 Aug 2010, 22:25
Es schien ihr eine Ewigkeit zu dauern, bis sie das Gefühl hatte, dass er wieder völlig bei sich war und die Außenwelt bewusst wahrnahm. Selbst nun, als sein Blick mehr Verwirrung als irgendetwas anderes ausdrückte, wirkte er aufmerksamer und gesünder als in den letzten Minuten, welche ihr wie Stunden vorgekommen waren. Sie beobachtete stumm, wie der junge Mann an seiner Schläfe tastete und das Blut daran bemerkte; wieso hatte sie dieses auch nicht weggewischt? Nun praktisch denkend, anstatt immer auf Magie zuzugreifen, stand sie widerum auf um einen Waschlappen zu besorgen. Während sie den Wasserhahn aufdrehte um kaltes Wasser darüber laufen zu lassen, spürte sie, dass erst jetzt ihre Hände zu zittern begannen. Jetzt, wo alles vorbei war entluden sich die Anspannung und das Adrenalin. Hatte sie vorher noch mit kühlem Kopf gehandelt, so spürte sie nun die Anstrengung, Lucius den ganzen Weg über gestützt zu haben und die Sorge, welche trotz allem nicht nachließ. Stirnrunzelnd kehrte sie mit dem feuchten Waschlappen wieder zur Couch zurück, setzte sich neben ihm und tupfte behutsam das restliche Blut von seiner Stirn. Anscheinend konnte er sich kaum an etwas erinnern, was geschehen war. Naja, solang er nur fragt wo er ist und nicht wer er ist, ist doch alles in Butter, würde ich meinen. Dunkel meinte sie sich zu erinnern, dass Gedächtnisverlust bei einem schlimmen Schlag auf den Kopf nichts ungewöhnliches war, aber die Erinnerung nach einigen Stunden oder Tagen wiederkommen konnte. Also wurde nun wohl Einfühlungsvermögen verlangt… „Was genau passiert ist, könnt ich genau so gut dich fragen. Du kamst mit ner Platzwunde zurück an den Tisch und nachdem du total blass wurdest, dachte ich, ich bring dich hierher.“ , sagte sie leise, während sie nach wie vor das wenige Blut abwischte, jedoch dabei äußerst zärtlich vorging, um ihm möglicherweise keine Schmerzen zuzufügen. „Ich hoffe… dass war in deinem Sinn und du hattest nichts dagegen, dass du jetzt bei mir zu Hause sitzt.“
Sie nahm genau wahr, dass er sich in ihrer Wohnung umsah und fragte sich, was er wohl denken mochte. Wenn sie richtig vermutete, dann war dies alles andere, als das, was er gewohnt war. Dann war ihr Zimmer so groß, wie seine Eingangshalle… oder sein Bad. Doch Ayla liebte ihre Wohnung, auch wenn sie nicht luxuriös, nagelneu oder topmodisch war. Es kam ihr auf die Gemütlichkeit an, und diese war hier zweifellos vorhanden, wenn auch nur in billigem Maße. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie unterschiedlich sie waren und wie Fehl am Platze er sich möglicherweise vorkommen konnte. Was, wenn er sie nun angeekelt ansah und einfach ging, weil sie unter seinem Niveau war? „Halt den Mund, alter Mann!“ Ihre Hand hielt abrupt inne in der Bewegung und sie sah ihn nun völlig verwirrt an. Gehörte das nun auch zu seiner Kopfverletzung und war sie damit dann doch schlimmer als gedacht? Doch nein… hatte er nicht schon im Salon etwas in dieser Art gesagt? Nein, er hatte gesagt ‚Ja, Vater’… doch hing das möglicherweise zusammen? „Sollte ich mir Gedanken machen, dass du mich alter Mann nennst? Schon vorhin hast du so was erwähnt… also schieb es nicht auf deine Kopfverletzung, denn sonst hättest du die schon vorher haben müssen.“ Ein wenig musste sie lächeln, doch der ansonsten fröhliche Ausdruck geriet ebenso falsch wie seiner, sondern fast erzwungen. Sie konnte ihre Neugierde nicht im Zaum halten, so sehr ihr eine Stimme sagte, dass es falsch war andere so zu bedrängen. Niemand erzählte einem anderen gleich seine Lebensgeschichte, wenn er ihn nur wenige Stunden kannte und fragte man trotzdem nach, so war das doch eine ungeheure Frechheit, wie sie fand. Was hätte sie getan, wenn er jedes Wort, dass sie sagte auf die Goldwaage legte und es hinterfragte? Sicherlich hätte sie misstrauisch reagiert, vielleicht sogar abweisend und hätte dann das Weite gesucht. Doch sie musste einfach bei ihm nachfragen… selbst auf die Gefahr hin, dass er wütend reagieren würde.
Umso größer wurde ihre Neugierde und ihr Drang danach, mehr über ihn zu erfahren, als er ihr wieder all die Rätsel präsentierte, die er ihr vorhin noch gestellt hatte. Die Veränderung in seinen Augen, war jedoch dieses Mal größer, als sie es bei ihm jemals erlebt hatte. Zorn, Hass, Aggression… Ayla traute ihren Augen kaum, als sie dies in ihm erkannte. Waren das wirklich die gleichen Augen, welche sie vorhin noch wegen ihrer sanften Ausdrücke bewundert hatte, ja in welche sie sich selbst verkuckt hatte? Doch es war, als hätte sich der Schatten nur für kurze Zeit auf seinen Augen niedergelassen, als hätte sich nur eine kleine Wolke vor die Sonne geschoben und dann das Licht sofort wieder freigegeben. Wieder blickte Lucius sie verwirrt an, als wäre zuvor nichts gewesen, scheinbar war er sich nicht darüber im Klaren, wie sehr man seine Emotionen in seinen Augen erkennen konnte. „Schon wieder…“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Murmeln. Als sie nun wieder auf ihre erstarrte Hand blickte, besann sie sich wieder und wischte dann auch den letzten Blutstropfen weg. Den benutzten Waschlappen legte sie auf dem kleinen Tisch vor der Couch ab, und zog dann beide Beine an ihren Körper heran und umschloss die Knie mit ihren Armen. Nachdenklich geworden legte sie ihren Kopf auf den Armen ab und sah ihn nachdenklich an. „Wieso… was… dein Blick verändert sich immer so, wenn du an irgendetwas denkst.“ Es war eine Feststellung, doch ihre Augen stellten ihm mehr Fragen, als sie hätte aussprechen können. Sie wollte nicht bohren, auch wenn sie das Gefühl hatte, das genau das bei ihm nötig sein würde.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Mo 16 Aug 2010, 23:13
„Was genau passiert ist, könnt ich genau so gut dich fragen. Du kamst mit ner Platzwunde zurück an den Tisch und nachdem du total blass wurdest, dachte ich, ich bring dich hierher. Ich hoffe… dass war in deinem Sinn und du hattest nichts dagegen, dass du jetzt bei mir zu Hause sitzt.“ „Ja ja, ich...“ Kam dies doch mehr wie nur zerstreut, bekam Lucius nicht einmal wirklich mit was er da von sich gab, versuchte er sich zu erinnern was geschehen war. Bei dem Wort Toilette war ihm als würde er sich an irgendetwas entsinnen, doch ehe er danach greifen konnte war es auch schon wieder fort, erneut zurück in sein Unterbewusstsein, runzelte er doch vor Anstrengung die Stirn und murmelte leise vor sich hin, immer wieder nur dieses eine Wort, wie ein Mantra, ganz so, als könnte er, würde er es nur oft genug sagen, die Erinnerungen zurück holen. Langsam nur, dunkel und verschwommen entstanden Bilder in seinem Kopf, verflüchtigten sich, kamen erneut, sah er eine gekachelte Wand, sah Messing blitzen und wusste es doch nicht ein zu ordnen, vertieften sich die Falten an seiner Stirn, bekam nicht einmal mit wie Ayla aufstand, in die Küche ging und zurück kam, bekam nicht einmal mit wie sich neben ihn setzte und begann das Blut von seiner Schläfe zu entfernen.
„Du hast recht, ich war dort, zumindest denke ich das. Aber dann?“ Lucius schwieg und dachte erneut nach. „Wasser, da war etwas mit Wasser, ich wollte gehen und...“ frustriert schüttelte er den Kopf. „Ich komm nicht drauf, immer wenn ich denke ich hab etwas ist es wieder weg.“ „Sollte ich mir Gedanken machen, dass du mich alter Mann nennst? Schon vorhin hast du so was erwähnt… also schieb es nicht auf deine Kopfverletzung, denn sonst hättest du die schon vorher haben müssen.“ Lucius Augen weiteten sich für einen Moment erschrocken, wurde ihm erst jetzt bewusst das er seinen Gedanken laut ausgesprochen haben musste, huschte sein Blick durch die Wohnung, schien es fast als würde er nach einem Fluchtweg suchen, verkrampfte er sich für einen Moment und spiegelte sich nun Schrecken in seinem Blick. Er sollte es schon einmal erwähnt haben? Doch wann? Er war sich nicht bewusst diese, oder ähnliche Worte in ihrer Gegenwart schon einmal benutzt zu haben. War doch tatsächlich seine beiden Worte unbewusste gesprochen worden, aus der Situation heraus, ohne nach zu denken und ohne Wissen das er sie tatsächlich gesagt hatte. Und nein, diese Worte konnte er nicht auf seine Verletzung zurück führen, denn das eine hatte nichts mit dem anderen zu tun. „Ich... es... es war...“ begann er, stotterte doch erneut, doch was hätte er auch sagen sollen? Das die Stimme seines Vaters in seinem Kopf herum spukte? Das er vor vier Jahren gedacht hatte diesen alten Mann endlich los zu sein und dann feststellen musste, das er es doch nicht war? Die blonde Hexe würde ihn auslachen, würde ihn einen Spinner nennen und hochkant hinaus werfen, oder noch schlimmer, ihn gleich im Mungos einliefern. „Vergiss es am besten wieder.“ murmelte er, hoffte das sie sich daran halten würde, war es besser für sie und erst recht besser für ihn, würde doch jede Frage, die sie stellte nur noch mehr Erinnerungen herauf beschwören, Erinnerungen, die er nicht haben wollte und die er doch nicht los bekam.
“Schon wieder...“ Was in Merlin´s Namen meinte sie denn nun? Doch ehe der Todesser nach fragen konnte sprach die Hexe schon weiter. “Wieso… was… dein Blick verändert sich immer so, wenn du an irgendetwas denkst.“ „Mein was?“ hackte er nach und sah sie fragen an, war er sich doch dessen gar nicht bewusst, irrte sein Blick erneut durch den Raum, ohne festes Ziel, doch dieses Mal nicht um einen Ausweg zu suchen, war er doch erneut schon wieder verlegen, vermied es nun, da sie scheinbar in seinen Augen irgendetwas heraus las, sie an zu sehen, war es ihm doch sichtlich unangenehm, dachte er erneut daran das er wohl besser daran tat zu gehen, ehe die ganze Situation vielleicht noch verfahrener wurde, er sich vielleicht zu Aussagen hinreißen lassen würde, die er nicht gewillt was von sich zu geben, war sie doch gefährlich nahe daran das er sich zu Dingen hinreißen ließ, die so gar nicht konform gingen mit seiner Erziehung, dem was er war und dem was er vorgab zu sein. Nein, eindeutig hatte er schon viel zu viel Gefühl gezeigt, hatte ihr eine Seite an sich präsentiert, die es zu schützen galt, die er nicht haben durfte, sie einfach nicht hatte und doch war sie da, stärker als er eigentlich gedacht hatte und genau dieser Umstand machte ihm Angst und lies die Stimme seines Vaters noch lauter ertönen. „Du musst dich irren. Da ist nichts, das man... in irgendeiner Form lesen könnte.“ betreten sah er nach unten auf seine Hände und begann den Ring, den er an seiner Linken trug, hin und her zu drehen. Nein, sie irrte sich ganz sicher. Seine Augen waren so wie sie immer waren, kalt und nichtssagend, genau der Blick, mit dem er sich seiner Umwelt präsentierte und vor dem so mancher erzitterte.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 00:57
Er wirkte so zerstreut neben ihr, so völlig neben der Spur und verwirrt, dass Ayla ihn einmal mehr prüfend ansah und ihn dann sorgenvoll musterte. Sie konnte nur vermuten, was auf der Toilette geschehen war, doch einen wirklichen Reim darauf machen konnte sie sich nicht, wusste nicht sicher zu bestimmen was vorgefallen war. Jede Möglichkeit, welche sie sich ausmalte, war wilder als die nächste und daher umso wahrscheinlicher. Doch was für einen Sinn machte es überhaupt, sich darüber Gedanken zu machen, wenn sie selbst niemals darauf kommen würde? Es blieb ihr wohl nur übrig abzuwarten, bis Lucius sich erinnern würde und selbst dann war es fraglich ob er ihr davon erzählen würde. Genauso fraglich war es doch auch, ob sie ihn wieder sehen würde. Sie selbst wusste, dass sie um nichts in der Welt wollte, dass sie sich nie mehr wieder sahen. Dass sie eine Freundschaft zu ihm aufbauen wollte, mehr über ihn in Erfahrung bringen und ihn oft sehen wollte… doch war das überhaupt in seinem Sinne und möglich? Ein wenig verhielt es sich mit ihm, wie mit dem Rätsel darum, wie die Platzwunde an seinen Kopf gelangt war. Er würde es vielleicht irgendwann wissen, aber ob er es ihr erzählte? „Dir fällt es schon wieder ein… ganz sicher. Und wenn nicht… na ja, wenigstens bist du wieder heil, oder?“
Seine erschrockene Reaktion, als sie ihn auf die gemurmelten Worte ansprach, bestätigte sie in ihrem Verdacht, dass er es nicht gemerkt hatte, wie ihm diese Worte entfleucht waren. Er sah sich um, als gedenke er zu flüchten, als habe ihm gerade dies einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Es war für Ayla furchtbar dies zu beobachten, da sie diese Reaktion so gar nicht erwartet hatte. Noch mehr Fragen türmten sich in ihrem Kopf, so dass es schwer war sie nicht herauszulassen und die junge Hexe presste die Lippen aufeinander, damit sie nichts sagte. Er versuchte stotternd sich aus der Sache herauszuwinden und fertigte sie dann schlicht und ergreifend an. “Vergiss es am besten wieder.“ Eine Spur trotzig sah sie ihn an, als er diese Worte formulierte. Sie sollte es vergessen… wie konnte sie, wenn es weitere Fragen aufwarf, auf die sie wohl niemals eine Antwort erhalten würde? Sie konnte damit leben, wenn man ihr sagte, dass er Himmel blau war und sie nicht wusste warum. Sie konnte akzeptieren wohl niemals zu verstehen, wie eine Kamera funktionierte oder warum es Magie gab. Aber einfach zu übergehen, wie merkwürdig er sich benahm ohne nach dem Sinn dahinter zu streben konnte sie nicht. Und wenn ihre Neugierde geweckt war, so war es nahezu unmöglich davon abzukommen. Sie enthielt sich eines Kommentars, da sie genau wusste, dass dann die Fragen nicht zu stoppen waren und biss sich auf die Lippe, welche mittlerweile schon wund war.
Und wieder weicht er aus… Hatte sie also richtig gelegen, dass er nicht wusste, wie sehr man in ihn hinein sehen konnte, wenn man es drauf anlegte. Ja, sie glaubte manchmal wie in einem offenen Buch in ihm lesen zu können, hatte in den letzten Stunden gelernt, dass er wundersame Wandlungen durchmachen konnte, von sanft zu hart, dass er verlegen sein konnte, aber gleichzeitig auch bestimmend und kalt. Und dass seine Augen von warmem Grau waren, welches auf einmal aus Stahl zu sein schien. Sie hatte diese Gefühlsregungen in ihm gesehen, stumm hinterfragt und jetzt konnte sie nichts mehr zurück halten, wo sie doch so fasziniert davon war. Lucius wich ihrem Blick aus und sie fragte sich, ob er das aus Angst tat, aus Unwohlsein, aus Scham? „Doch… ich lese in dir.“ , brachte sie hervor, während sie ihn fest ansah, auch wenn er den Blick nicht erwiderte. Sie wusste, dass es nun aus und vorbei war mit dem schweigenden akzeptieren seiner Veränderungen und dem stummen Hinnehmen seiner ausweichenden Aussagen. „Du bist eiskalt… und dann wieder so warm und fast zärtlich… und im nächsten Moment scheinst du an tausend andere Dinge zu denken und bist weit weg, wo dich nichts mehr erreichen kann. Kurz danach siehst du so aus, als würdest du hassen, als wärst du zornig und dann… dann siehst du wieder mich an und…“ Die Hexe raufte sich durch die Haare, während sie nach Worten suchte und ihre Schilderungen abgehakt und dann doch seltsam übereilt ausgesprochen wurden. So viele Eindrücke waren in ihr, die sie nicht formulieren konnte und so viele Worte und Fragen, die sich nicht mehr halten ließen.
„Warum? Ich verstehe es einfach nicht….“ Ayla schloss die Augen, als sie realisierte, wie falsch ihr Verhalten war, wie aufdringlich, drängend und unverschämt neugierig sie wirken musste. Doch Beherrschung war nicht ihre Stärke. „Und ich würde es so gerne verstehen, wieso du so bist… wieso du Dinge sagst, die aber niemand hören soll, die du aussprichst ohne es zu merken. Aber ich kann es nicht, dabei… dabei will ich doch nur verstehen, was dich so sehr bewegt. So schwachsinnig es ist, sich darüber Gedanken zu machen, wo ich dich erst wenige Stunden kenne. Und ich kann es nicht vergessen...“ Wieder sah sie ihn an, versuchte seinen Blick zu erhaschen, doch vergebens. Sie wollte zu viel, das wusste sie. Sollte sich wahrscheinlich entschuldigen, ihn gehen lassen und dann akzeptieren, dass es Dinge auf der Welt gab, die niemand verstehen konnte. Doch würde er das Opfer sein, welches sie bringen musste um zu verstehen, dass Neugierde verletzend sein konnte und darüber hinaus unangebracht war. „Warum?“
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 01:47
„Doch… ich lese in dir.“ Lucius Kopf ruckte nach oben, fing für einen Moment Ayla´s Blick ein, ahnte er dunkel was nun kommen würde und tatsächlich, war ihr Wortschwall doch kaum noch zu stoppen und fast schon ein Wunder das sie nicht nur Fragen von sich gab, doch was sie sagte machte es nicht gerade besser, ganz im Gegenteil, wurde aus dem Erschrecken in seinen Augen immer mehr Entsetzen, je mehr sie ihm an den Kopf warf, war ihm doch nie bewusst gewesen wie viel seine Augen preis gaben, wich er nun erst recht ihrem Blick aus, wagte es nun gar nicht mehr den Kopf zu heben und fühlte sich nur noch unwohl, seziert, auseinander genommen, schien sie doch bis auf den Grund seiner schwarzen Seele sehen zu können, etwas, das noch niemand gewagt hatte, wusste er doch selbst nicht was sie dort finden würde, kannte selbst seine unausgeloteten schwarzen Abgründe nicht, herrschte in ihnen doch nur Dunkelheit und Entsetzen, Angst und Grauen, schreckliche Qualen und unvorstellbare Schmerzen, hatte er doch alles, was er bisher erlebt hatte einfach genommen und dort hinein geworfen, tief in sich vergraben in der Hoffnung das es dort bleiben würde, was es jedoch nicht tat. Immer wieder quälten ihn die Erinnerungen, kamen aus den Abgründen herauf, überfielen ihn regelrecht und liesen ihm keine Ruhe.
Und nun kam diese kleine Hexe und vermeinte dort hinein sehen zu können. Nein, das konnte nicht sein, durfte nicht sein, es war... falsch, es war... nicht richtig, es war... gefährlich. Ja genau, gefährlich. Sie durfte nicht wissen wer und was er war, durfte nicht wissen was er erlebt hatte, welches Grauen er hatte mit erleben musste, welche Schmerzen er schon hatte erdulden müssen, spürte Lucius doch selbst schon den Drang ihr alles zu sagen, ihre Fragen zu beantworten, ihr zu erklären warum er so war wie er war, doch er konnte es nicht, wollte nicht, wollte sie nicht mit hinein reißen in diesen Strudel, der sie unweigerlich in Tiefen zog, aus denen sie nie wieder heraus finden würde. Schrecken und Angst spiegelte sich in seinem Blick, gepaart mit Entsetzen und Angst, stand Lucius auf, erhob sich fast abrupt flog sein Blick unstet zwischen ihr und der Tür hin und her, wollte er doch noch etwas sagen, seine Handlung vielleicht erklären, sie ein wenig abmildern, doch fehlten ihm die Worte, wusste er das er doch keinen vernünftigen Satz zusammen bringen würden, trat er lediglich auf sie zu und sah sie an und sah doch aber eher an ihr vorbei, mied noch immer den direkten Augenkontakt. „Ich... ich muss gehen, ich muss... Danke für alles, vielleicht... sehen wir uns ja irgendwann einmal wieder.“ Lucius verstummte, trafen sich ihre Augen noch ein letztes Mal und wäre er in seinem Entschluss fast wankend geworden, verlor er sich doch fast schon wieder in ihnen, riss sich gewaltsam von diesem Blick los, ging – nein, stürmte fast – zur Haustür und entschwand nach draußen. Mit wenigen Schritten hatte er die enge Gasse erreicht, tauchte hinein und apparierte von dort aus direkt nach Wiltshire. Alles was noch für einen kurzen Moment von ihm übrig blieb war feiner, grauer Rauch.
Drei Tage später
Er war unruhig, schon seit Tagen, tigerte Lucius ruhelos durch das Haus, blaffte Dobby an, der so gar nicht verstand was denn mit seinem Herrn los war, hatte sich der Todesser schon dabei ertappt wie er seine Laune sogar an seiner Mutter ausließ, hatte diesen ihren Sohn jedoch nur angesehen, den Kopf geschüttelt und sich in sein Zimmer verzogen, war Lucius darauf hin wutentbrannt in sein Büro gestürmt, hatte die Tür hinter sich mit einem lauten Knall ins Schloss fallen lassen, sich ans Fenster gestellt und hinaus gesehen. Doch viel gebracht hatte es ihm nicht. War es doch nicht nur die Unruhe, die ihn fest hielt, war es doch so viel mehr, hatte er sein drei Tagen noch weniger gegessen als sonst, noch weniger geschlafen – Nein, so ganz stimmte das nicht, wollte man ehrlich sein, so hatte er die letzten Nächte gar nicht wirklich geschlafen, auch wenn er zur gewohnten Zeit zu Bett gegangen war, hatte sich jedoch nur herum gewälzt, kein Auge zu tun können und wenn er dann doch ein wenig in den Schlaf gesunken war hatte er wirre geträumt, hatte ein Alptraum den anderen gejagt, einer schrecklicher wie der nächste, war er Scheiß gebadet daraus erwacht und sich nicht noch einmal getraut ein zu schlafen.
Mehr wie nur einmal sah er seinen Vater in den Träumen, doch war dieses Mal nicht der Junge, hinter dem er her war, war es die junge, blonde Hexe, die Lucius seit drei Tagen nicht mehr gesehen hatte, verfolgte Abraxas sie, tat ihr, als er sie dann in einem anderen Traum erwischte, die schrecklichsten Dinge an, musste der Junge tatenlos zu sehen, konnte und durfte nicht weg sehen, schrie und weinte er, flehte seinen Vater an sie doch gehen zu lassen, war doch sein Kissen, wenn er dann erwachte oft feucht und konnte sich der Blonde nur all zu gut denken woher dies kam. AYLA Schon am Abend, an dem Tag als er so schnell aus ihrer Wohnung gestürmt war, hatte sie ihn nicht los gelassen, hatte er pausenlos an sie gedacht, ihr Gesicht vor sich gesehen, ihr Lachen, ihre braun-grünen Augen, die ihn so seltsam faszinierten, konnte er sie doch einfach nicht vergessen, bekam sie nicht mehr aus dem Kopf und aus seinen Gedanken, war er in diesen Tagen mehr wie nur einmal in der Eingangshalle gestanden, den Mantel schon in der Hand, im Begriff zu ihr zu gehen, hatte es dann doch sein lassen, war nach oben gestürmt und hatte sich in seinem Büro eingeschlossen, doch nicht im zu arbeiten, sondern um sich erneut in seinen Gedanken und Erinnerungen an diese wenigen Stunden zu verlieren, die sie gemeinsam mit einander verbracht hatte. Er vermisste sie, hätte es niemals für möglich gehalten das ihm dies einmal passieren würde, hatte mit seiner Mutter darüber gesprochen und hatte diese doch nur sanft gelächelt, die Hand an seine Wange gelegt und ihm tief in die Augen gesehen. “Lucius, du bist verliebt.“ Die Worte waren ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Konnte das denn tatsächlich möglich sein? Hatte er sich in diesen zwei Stunden wirklich in die blonde Schöne verliebt? Wenn dem nicht so war, wieso vermisste er sie dann so schrecklich, wieso dachte er Tag und Nacht an sie, schlieft fast nicht mehr, aß kaum noch was, lief ständig nur noch neben sich her, fühlte sich als würde die Hälfte von ihm fehlen? Warum nur?
Nein, eindeutig, es ging nicht mehr, er wollte, konnte keinen Tag länger ohne sie sein, drehte sich Lucius kurzentschlossen um, verließ sein Büro und eilte nach unten, zog den Mantel an und griff nach seinem Stock, verließ das Haus und dissapierte direkt vor der Haustür, kam in einer kleinen und engen Gasse an, die ihm seltsam vertraut war. „Nach links und dann die Treppe hinunter, das dritte Haus.“ murmelte er vor sich hin und ging los, fand das Haus auf Anhieb, stieg die Stufen hinunter und stand nun mit klopfendem Herzen vor der schäbigen Tür. Was war, wenn sie gar nicht zu hause war? Wenn sie arbeiten war und die Tür verschlossen? Was wenn sie vielleicht gar nicht mehr dort wohnte? Wenn ihr etwas passiert war? Seine Gedanken vollführten wahre Bocksprünge, rasten wild durch einander und überholten sich fast selbst, zitterte seine Hand als er diese hob um zu klopfen, lies sie noch einmal sinken und atmete tief durch, mahnte sich selbst zur Ruhe, doch die Angst und die Ungewissheit blieben. Erneut hob er die behandschuhte Hand, fiel ihm im letzten Moment ein, das sich jedoch dadurch das klopfen dämpfen würden, nahm statt dessen seinen Stock und schlug drei mal mit dem Knauf gegen die Tür.
Ayla Sherwood
Anzahl der Beiträge : 1438 Anmeldedatum : 20.11.09
Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 02:34
Was hatte sie nur angestellt? Wie bei Merlins Bart hatte sie nur mit all diesen Fragen auf ihn einstürmen können, unfähig zu begreifen, was sie damit anrichten konnte und wenn, dann im allerletzten Moment, als es schon viel zu spät war. Die Stimmung, welche vor wenigen Minuten noch geherrscht hatte, als sie im Eissalon saßen, plauderten und sie unter seinen Blicken errötete, waren vorbei und nun, so schien es ihr, zahlte sie den Preis für ihre Neugierde. Keine Worte konnten beschreiben, was sich auf Lucius Malfoys Gesicht abspielte, als sie ihm all diese Dinge an den Kopf warf, welche sie nicht mehr losließen und von innen heraus aufzufressen schienen. Hätte sie ihm irgendwie einen größeren Schrecken einjagen können? Es schien nicht so, denn das Entsetzen auf seinem Gesicht war so groß, als hätte sie sich gerade vor ihm erhängt. Sie konnte sie Angst in seinem Gesicht erkennen und fragte sich, ob es ihre Gedanken waren, welche ihm Angst machten, ihre Sorge, ihre wilden Hirngespinste? Ayla konnte sich nicht daran erinnern jemals jemandem einen solchen Schrecken eingejagt zu haben und am liebsten hätte sie in diesem Moment alles rückgängig gemacht, was geschehen war und wäre zu dem Punkt zurückgekehrt, als es alles begonnen hatte und als sie anfing sich diese Fragen zu stellen. Fragen, welche unangebracht waren und zu weit griffen. Gleichzeitig mit ihm erhob sie sich, jedoch nicht um ihm die Stirn zu bieten, um einen Streit heraufzubeschwören, sondern um ihn aufzuhalten, sollte er gehen wollen, um sich zu entschuldigen und vergeblich zu versuchen alles wieder gut zu machen. Doch es war vergebliche Liebesmüh, denn als sie den Ausdruck in seinem Gesicht sah wusste sie, dass sie ihn gar nicht aufhalten wollte. Warum? fragten ihre Augen, doch dieses Mal nicht, warum er sich so seltsam benahm, sondern warum sie sich selbst nachgegeben hatte und diese Fragen gestellt hatte.
„Ich... ich muss gehen, ich muss... Danke für alles, vielleicht... sehen wir uns ja irgendwann einmal wieder.“ Die Hexe schlug die Augen nieder bei seinen Worten. Sie wollte schreien, wollte sich ihm entgegenstellen und sagen, dass er nirgendwohin gehen durfte, weil sie Antworten wollte und viel wichtiger, eil sie das Gefühl hatte, dass sie ohne ihn verging. Sie wollte weinen, doch ihre Augen waren vor Schreck trocken und alles schien in Zeitlupe abzulaufen, so dass sie unfähig war zu reagieren. Ein letztes Mal trafen seine Augen die ihren und selbst in Zeitlupe war der Moment viel zu kurz und doch lang genug um beinahe in dem Grau seiner Augen zu ertrinken, als sei es das stürmische Meer. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Stelle, wo seine Augen vor Minuten noch gewesen waren, als er die Wohnung schon lange verlassen hatte. Sie konnte sich nicht bewegen, reagieren, vergessen. Wie vom Blitz getroffen stand sie da, während zu ihr durchdrang, was geschehen war. Sie hatte ihn verloren. Ihn. Den Fremden, der ihr nichts bedeuten konnte, doch es gleichzeitig in so großem Maße tat. Und sie konnte die Schuld nicht auf andere schieben, nicht auf äußere Widrigkeiten, sondern nur auf sich alleine. Minuten später erwachte sie aus ihrer Starre, erst als sie spürte, dass eine einsame Träne sich den Weg über ihre Wange bahnte. Es war ein seltsames Gefühl um jemanden zu weinen, den man nur für so kurze Zeit gewonnen hatte. Als könnte sie ihn noch einholen eilte sie zu dem Fenster, welches weit oben angebracht war, da sie eine Kellerwohnung besaß. Der wahnwitzige Gedanke in draußen stehen zu sehen machte sich in ihr breit, doch zerplatzte nahezu sofort. Leere. Nichts als Leere auf der Straße und in ihr. „Ich schätze wir gehen wohl nicht heute Abend essen…“ Die Stimme der jungen Hexe klang rau. Während die Wut in ihr hochstieg und sich mit der Traurigkeit vermischte trat sie gegen die Wand und ächzte über den nachfolgenden Schmerz in ihren Zeh. Doch es kam ihr wie eine weitere Bestrafung vor, jedoch eine reichlich kleine im Gegensatz dazu, dass sie Lucius verloren hatte.
Drei Tage später
Das kühle Wasser, welches ihren nackten Körper hinab rann, sollte ihr angeblich das Gefühl geben wie neu geboren zu sein. Doch es tat seinen Zweck nicht und konnte nicht die Schuldgefühle und Einsamkeit abwaschen, welche die täglichen Begleiter der jungen Hexe geworden waren. Nachdem Lucius ihre Wohnung und damit auch sie verlassen hatte, war es ihr nicht gut ergangen. Zunächst hatte sie sich in ihrer Wohnung verkrochen, bis Sirius sie gefunden hatte, weinend und unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Er hatte viele Fragen gestellt, bis er einsah, dass es keinen Sinn hatte und sich schweigend neben sie gelegt hatte, bis ihre Tränen versiegt gewesen waren. Es war ungewohnt für ihn gewesen, sie so durch den Wind zu sehen, ohne dass sie auch nur ein Wort von sich gab und die Sorge musste ihn halb verrückt gemacht haben, bis Ayla am nächsten Morgen munter und glücklich aufgestanden war, Frühstück servierte und alles in Ordnung schien. Im Verdrängen war sie immer gut gewesen, beinahe zu gut, wie Sirius befand. Doch er fragte nicht mehr nach und verließ sich auf seine beste Freundin, welche sich verlassen vorkam, doch alles daran setzte den Konflikt mit sich selbst auszutragen. Tagsüber spielte sie die fröhliche und nachts, strömten wieder alle Gedanken und Erinnerungen auf sie ein. Sobald sie die Augen schloss, sah sie Lucius’ Gesicht, seinen warmen Blick und es war ihr unmöglich ihm zu entkommen. Er verfolgte sie, egal wohin sie ging. Arbeitete sie einen Tag im Ministerium, so glaubte sie ihn zu sehen, lief ihm hinterher und letztendlich war es Geoffrey Billard von der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten. Doch wo sollte sie ihn schon suchen, was wusste sie über ihn? Es war unmöglich ihn wieder zu treffen, solange er nicht von selbst kam. Alles was ihr blieb, war sein Name, doch sie hütete sich alle Hebel in Bewegung zu setzen um ihn aufzuspüren – denn was ihre Neugierde anging, war sie vorsichtiger geworden. Sein Gehen deutete sie als klares Stopp und so akzeptierte sie es. Oder auch nicht.
Seufzend drehte Ayla das Wasser der Dusche ab und stieg aus der engen Kabine. Es hatte nichts gebracht und letztendlich kam sie sich erschlagener vor als ohnehin schon. Während sie sich abtrocknete und anzog ermahnte sie sich, auf andere Gedanken zu kommen, doch da diese Ermahnung zum tausendsten Mal ausgesprochen wurde, stieß sie auf taube Ohren. Mit nassen Haaren, welche ein wenig tropften, jedoch vollständig angezogen verließ sie ihr kleines Badezimmer und stellte nach kurzem Nachdenken das Radio an. Das Lied, welches ertönte kannte sie nicht, versuchte es mitzusummen und letztendlich schüttelte sie den Kopf. Nein, es brachte nichts. Seufzend betätigte sie wieder den Aus-Knopf und ließ sich auf die Couch fallen. Sofort vergrub sich ihr Kopf in ihren Handflächen. Wenn ich mehr arbeite denke ich weniger… aber gleichzeitig arbeite ich auch totalen Schwachsinn, weil ich mich nicht konzentrieren kann. Wenn ich mehr für den Orden mache lenkt das auch ab… aber wenn ich weiter so mache riskiere ich noch Kopf und Kra- Ein dreimaliges Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Wie elektrisiert sah sie auf und drehte sich zur Tür um, als könnte sie sehen, wer sich dahinter verbarg, Sirius? James? Dumbledore? Nein, diese klopften für gewöhnlich nicht, sondern kündigten sich vorher mit einem Patronus an, aus Sicherheitsgründen. Ihre Muggelnachbarn oder der Postbote? Diese nutzten die Klingel… Wer blieb noch übrig? Es konnte nur ein Zauberer oder eine Hexe sein, der nicht viel von Muggeln verstand, da er die Klingel ignorierte. Doch wer-?
Sie rannte fast zur Tür, wäre dabei beinahe umgefallen, als sie gegen den leeren Mülleimer stieß und diesen umwarf. Hektisch riss sie die Tür auf in der Hoffnung, dass er es sein würde und gleichzeitig schon darauf eingestellt, dass ihre Hoffnungen zerstört werden würden. Wie es immer war und wie es die letzten Male gewesen war. Doch sie wurde enttäuscht. In der geöffneten Tür stand ein junger Mann, mit blassem Gesicht, eleganter dunkler Kleidung, Handschuhen, einer Art Gehstock, hellblonden Haaren und fesselnden grauen Augen. Lucius… Die Erkenntnis durchzuckte sie, wie ein Blitzschlag und ebenso schien auch ihr Körper vor Freude, Überraschung und gleichzeitig Anspannung zusammen zu zucken. Er war es. Er war es wirklich. Er schien so wenig in diese Gegend zu passen in der er stand, zwischen fleckigen Wänden und abblätternden Tapeten. Und doch, er war da. Ayla brauchte fast eine Minute um zu reagieren, ähnlich wie du dem Zeitpunkt, als sie ihn verloren hatte. Sie starrte ihn an, suchte in seinen Augen den Beweis, dass er es wirklich war und keine Fata Morgana, kein Trugbild. „Lu-… Lucius…“ Ihre Stimme klang kratzig, etwas heiser, vom zu viele weinen, vom zu vielen Kopfschütteln als Ablehnung etwas zu sagen. Sie war unfähig sich zu bewegen und ihn hereinzubitten, ihn zu fragen, wie es ihm ging, was sein Kopf machte, wie es ihm ergangen war. Sie konnte nur da stehen und ihn ansehen, während das Glück erst langsam zu ihr durchsickerte. Er ist zurückgekommen.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 03:25
„Lu-Lucius...“ Mehr brachte die junge hexe nicht heraus und auch der Todesser fand keine Worte, stand einfach nur da und sah sie an, konnte er sich doch nicht einmal rühren, war es schon allein ein Wunder das er die Hand mit dem Stock sinken lies, nachdem er angeklopft hatte. Hatte es im Inneren erst merkwürdig gescheppert, ehe sich die Tür mit einem Ruck geöffnet hatte und Ayla auf der Schwelle stand. Er hatte nicht damit gerechnet, hatte angenommen das sie gar nicht da sein würde, vielleicht irgendwo in einem Laden arbeiten, oder mit ihren Freunden unterwegs, hatte sie doch so viele davon, konnte er sich doch noch deutlich an jedes Wort entsinnen das sie vor drei Tagen gesagt hatte, war ihm sogar inzwischen wieder eingefallen was sich auf der Toilette abgespielt hatte und woher nun die kleine Wunde an der Schläfe kam, die er eindeutig vorher noch nicht besessen hatte. Es war nicht einmal eine richtige Wunde, war es eher eine haarfeine Narbe, kaum sichtbar, hatte er sie doch auch nur durch Zufall gesehen als er sich am Morgen im Spiegel betrachtet hatte. Was er dort allerdings sah gefiel ihm gar nicht. Er war blass, blasser als gewöhnlich, die Ringe unter seinen Augen waren noch dunkler geworden, seine Augen hatten einen Teil ihres Glanzes verloren, blickten müde und erschöpft, auch seine ganze Haltung wirkte erschöpft, sah man ihm nur all zu deutlich an das er schon lange nicht mehr geschlafen hatte, doch war dies nun alles zweitrangig geworden angesichts dessen das er nun hier war, in dieser Straße, irgendwo in London, vor einem Muggelhaus stehen, zwischen Schmutz und Mülltonnen, konnte Ayla nicht einmal Ansatzweise erahnen wie egal ihm dies in diesem Moment war und wie wenig es ihn interessierte das er hier, in seiner eleganten und teuren Kleidung, so völlig fehl am Platz wirkte, das er auffiel wie ein bunter Hund, nicht allein nur durch seine Erscheinung auch durch seine Kleidung, sah man in diesem Viertel doch nie einen so feinen Herren stehen, am Fuß einer Treppe, direkt vor einer Tür, den Kopf leicht gesenkt um die junge Frau vor sich besser sehen zu können, ihr ein sanftes Lächeln schenkend, das seine Lippen kräuselte, so wenig wie er sie vor drei Tagen hatte ansehen können, so wenig konnte er nun den Blick von ihr wenden, sah die gleiche Erschöpfung auch in ihren Augen, sah die Spuren ihrer Tränen, wusste, woher auch immer, das er der Grund für diese Tränen war, zerriss dieses Wissen ihn doch fast, senkte er für einen Moment verschämt den Blick, ehe er ihn wieder ob und aufs neue in ihren braun-grünen Augen versank.
„Ayla.“ Mehr brachte auch Lucius nicht heraus, trat statt dessen einen Schritt nach vorne auf sie zu, wechselte dabei seinen Stock von der rechten in die linke Hand und legte dann die behandschuhte Hand an ihre Wange, zog sie jedoch dann erst wieder zurück, entfernte den Handschuh und legte sie abermals an ihre Gesicht, spürte die Wärme ihre Haut auf der seinen, das Kribbeln in seiner Hand, welches allein nur durch diese Berührung ausgelöst wurde und durch seinen ganzen Arm zog, sich im Körper breit machte und einen Schwarm von Schmetterlingen weckte, die nun durch seinen Bauch tanzten. „Es tut mir leid, es... es tut mir so unendlich leid, ich... ich hätte nicht gehen dürfen, das weiß ich jetzt. Es war ein Fehler, ein so großer Fehler. Verzeih mir bitte, wenn du kannst.“ Kein Wort davon drang über seine Lippen, bildeten sich diese Worte nur in seinem Kopf, war er noch immer nicht wirklich fähig irgend etwas von sich zu geben, würde er sogar, wenn es wohl möglich gewesen wäre, das Atmen vergessen, so gefangen war er von ihrem Anblick. „Ich hab dich so sehr vermisst.“ flüsterte er leise und neigte den Kopf ein Stück näher an sie heran, verlor sich aufs Neue in ihrem Blick, der unverwandt auf ihn gerichtet war, schien es ihm fast, als könnte sie gar nicht glauben das er vor ihrer Tür stand, war er sich bewusst das er vor drei Tagen einen schrecklichen Fehler begannen hatte und gerade jetzt im Begriff war einen weiter zu tun. Kam er ihr noch ein Stück näher, langsam, fast schon zögernd, beugte sich zu ihr, berührten seine Lippen die dann schließlich die ihren, sanft wie der Flügel eines Schmetterlings, zärtlich wie die Feder eines Vogels, schlug sein Herz in diesem Moment bis zu seinem Hals hinauf, hörte er das Rauchen des Blutes in seinen Ohren, würde er diesen Kuss doch nur all zu gern vertiefen, doch tat er es nicht, zog sich statt dessen wieder zurück und richtete sich ein wenig auf, wartete, fast schon ängstlich auf ihre Reaktion, gab es doch nur zwei Möglichkeiten, entweder hatte er es sich nun ganz verscherzt, würde sie ihm eine Kleben und ihn dann einfach so davon jagen, oder das, was er in ihren Augen vermeinte zu sehen war identisch mit dem was er selbst für sie empfand, denn eines war dem jungen Todesser in diesen drei Tagen endgültig klar geworden. Er liebte dieses Mädchen, hatte begonnen sie zu lieben in dem Moment als er sie bei Eulops das erste Mal gesehen hatte, auch wenn er sich da dessen noch nicht bewusst gewesen war.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 04:11
Wachte sie, oder träumte sie dann doch? Hatte sie ihn nicht gestern noch in ihrem Traum gesehen, wie er vor ihrer Tür stand und sie mit tausend Fragen bombardierte, die alle in seinem Gesicht standen, so wie sie vor wenigen Tagen noch in ihren Augen geschrieben waren? Doch wenn es ein Traum war, was würde sie dann tun? Später schweißnass aufwachen, mit einem Kissen, was nass war von Tränen der Sehnsucht nach ihm – demjenigen von dem sie wenig mehr wusste als seinen Namen. Konnte man sich in jemanden verlieben, der einem so unbekannt war? Doch wenn sie eigentlich schlief, spielte es dann überhaupt eine Rolle, was war, da er niemals wieder zu ihr zurückkehren würde? Doch es gab einen Unterschied zu ihrem Traum, denn dieser Lucius rannte nicht weg, beschimpfte sie nicht und ebenso hatte er nicht diesen zornerfüllten Blick, welcher ihr Angst machte. Dieses sanfte Lächeln, mit dem er sie ansah, war es, was sie vermisst hatte, was sie geglaubt hatte niemals wieder zu sehen, nachdem sie die Situation so gründlich vermasselt hatte. Nein, ein Traum hatte in letzter Zeit nur etwas Schlimmes hervorgebracht und nicht das, was sich abzuspielen schien. War es möglich, dass sie wach war und alles, ja wirklich alles, gut zu werden schien? Wenn ich doch träume… bitte, bitte ich darf nicht aufwachen… Sie konnte den Blick nicht von seinen Augen wenden, die sie anstarrten und ebenso gefesselt schienen, von dem Moment, von dem Anblick, von den Gefühlen, die sie beide durchströmten. Sie nahm sehr wohl wahr, dass er schlecht aussah, als hätte er seit dem Vorfall nicht mehr geschlafen oder gegessen, beinahe wie ein Vampir, auf der Suche nach Blut und doch völlig ausgemergelt und kraftlos. Konnte dies etwas mit ihr zutun haben oder war sein Zustand das Ergebnis harter Arbeit? Doch die junge Frau konnte keinen Gedanken daran verschwenden, denn sie war im Begriff in dem Meer von Grau in seinen Augen zu versinken und gedachte niemals wieder daraus gerettet zu werden, war das Gefühl doch viel zu angenehm.
Als er leise ihren Namen flüsterte, ebenso, wie sie nur seinen herausgebracht hatte, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie konnte und sie wollte sich ihm nicht entziehen, als er einen Schritt auf sie zuging, spürte jedoch ihr Herz immer schneller schlagen, da seine Anwesenheit und die Nähe, nach der sie sich gesehnt hatte, ihr nahezu alle Sinne nahmen. Wie in Zeitlupe nahm sie war, dass sein Gehstock die Hand wechselte und er eine Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte. Es muss ein Traum sein… das ist viel zu schön. Doch anstatt der warmen Haut, welche sie auf ihrer Wange erwartet hatte, spürte sie warmes Leder. Erst als er zögerte und den Handschuh auszog, nahm sie wahr, was geschah und die Frage, warum er überhaupt Handschuhe trug, drang nicht bis in ihr Gehirn vor. Kaum, als dass seine Hand ihre Wange zart berührt hatte, war es ihr, als ob ihr Körper zu schmelzen schien unter dieser sanften Berührung. Ihre Augen schlossen sich für einen kurzen Augenblick und sie war unfähig etwas dagegen zu tun. Irgendwo in ihrer Magengegend entstand ein flaues Gefühl, zugleich nahm es ihr den Atem und beflügelte sie. Hatte jemals eine so einfache, eine so leise Bewegung Ähnliches in ihr ausgelöst? Noch während diese Frage in ihr Unterbewusstsein drang und sie wieder die Augen öffnete, nur um Festzustellen, dass sie wirklich wach war, hörte sie ihn erneut etwas sagen, doch da sie nunmehr unfähig war zu denken, sickerte der Sinn dahinter kaum zu ihr durch. Er hätte sie auf Chinesisch beschimpfen können, denn solange er diesen Ton beibehielt und seine Hand auf ihrer Wange, hätte sie ihm alles geglaubt, und alles hätte das Gefühl der Gebanntheit noch verstärkt. Sie starrte ihn beinahe an, wollte sich dieses Gefühl bewahren und nie mehr vergessen, war doch gerade diese erste Berührung etwas ganz Besonderes für sie beide. Warum nur war es unmöglich diesen Moment in eine Flasche zu füllen?
Sie glaubte vor Glück platzen zu müssen, selbst, da sie keine ihrer Fragen beantwortet hatte oder irgendetwas mehr über ihn wusste. Überdeutlich nahm sie wahr, dass er ihr näher kam und jeder Millimeter mit dem er sich näherte, wurde mit dem Gefühl noch größerer Sehnsucht begrüßt. Jetzt erst spürte sie, was sie so sehnlich vermisst hatte, wurde der körperliche und seelische Entzug bemerkbar und merkte sie, wie ausgelaugt sie eigentlich war. Kurz bevor sich ihre Lippen trafen glaubte sie zerbersten zu müssen und schließlich kam der Kuss einer kleinen Explosion gleich, welche sich in ihrem Brustkorb abspielte und deren Ausläufer in ihrem ganzen Körper zu spüren waren. Sie war schon einige Male geküsst worden, doch niemals so sanft, gleichzeitig so unsicher und in diesem Moment war es alles, was sie wollte, wobei ihr Körper zu platzen drohte. Obwohl er sie nur kurz mit seinen Lippen berührte, kam es ihr vor wie eine Ewigkeit, die sie gerne mit ihm verbracht hatte. Und kaum, dass er sich zurückgezogen hatte, in Erwartung einer Reaktion ihrerseits, konnte sie sich dem Gefühl nicht erwehren und überbrückte die entstandene Distanz zwischen ihnen erneut um seine Lippen mit ihren zu versiegeln. Mit Genugtuung stellte sie fest, dass das Gefühl noch unglaublicher wurde, beinahe unerträglich, doch gleichzeitig so wunderschön, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Hatte sie den Preis des Leidens der letzten Tage für diesen Moment gezahlt mit ihm zusammen zu sein?
Ayla wollte sich nicht von ihm lösen, der Sehnsucht nicht wieder Luft zum Atmen geben, doch ihr kam auf, dass er immer noch nicht wirklich in ihre Wohnung gekommen war, ja kaum die Chance dazu gehabt hatte. Als sie sich von ihm löste, nur um wieder den Drang zu verspüren ihm wieder nahe zu sein, glitzerten ihre Augen verdächtig, jedoch nur einen Augenblick lang, nicht einmal lange genug um es wirklich wahr zu nehmen. Die beiden Schritte die ihm noch fehlten, damit er endgültig wieder bei ihr war, in ihrer Wohnung, legte sie rückwärts zurück, nur um sich nicht von ihm abwenden zu müssen, um sich nicht dann wieder umzudrehen und möglicherweise zu erkennen, dass alles nur Einbildung gewesen war. Doch mittlerweile war die Hexe sich sicher, dass kein Traum der Welt ihr diese Gefühle vorgaukeln konnte. „Ich dachte, ich hätte dich verloren…“ Sanft strich ihre Hand nun an seiner Wange entlang, kaum, dass die Tür hinter Lucius ins Schloss gefallen war und sie, unfähig auch nur einen Meter von ihm Abstand zu nehmen, diese blasse Wange genau betrachtete und sich versprach niemals auch nur einen Gesichtszug des jungen Mannes zu vergessen. „Das ist kein Traum, oder?“ Eine Spur des für sie so typischen Lächelns fand sich wieder auf ihrem Gesicht, während sie wieder in diese sanften grauen Augen sah.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 15:13
Es war unglaublich, es war wunderschön, es war berauschend und doch viel zu kurz, wagte er jedoch nicht mehr, wusste er doch nicht wie sie reagieren würde, wusste nicht was sie fühlte und ob es das war was auch er fühlte, wusste er doch nicht ob sie ihn nicht vielleicht ob seines Weggehen verdammen würde, ihn nie wieder sehen wollte, konnte, wollte er doch nicht mehr ohne sie sein, verlor sich erneut in ihren Augen, die ihm so nahe waren und noch näher kamen, verlor er sich in dem Kuss den sie ihm nun gab, durchtoste ihn eine Flut an Gefühlen, die er noch nie verspürt hatte, die so neu und verwirrend und doch so unglaublich schön waren, schlug sein Herz doch mit einem Mal völlig ruhig auch wenn es gleichzeitig vor Aufregung raste, schienen tausende von Ameisen durch seinen Körper zu laufen, schoss eine nie gekannte Wärme durch seinen Körper, breitete sich aus, brachte sein Blut in Wallung und lies die Schmetterlinge in seinem Bauch nur noch heftiger durcheinander fliegen. Es wahr Wahnsinn, es war unglaublich, es war kein Traum. Er stand tatsächlich hier, mitten in London in diesem Muggelhaus, in dieser Muggelwohnung und hielt dieses Mädchen in seinen Armen, küsste sie und wurde doch auch sein Kuss von ihr erwiderte, schickte sie ihn nicht fort, so wie er befürchtet hatte, ganz im Gegenteil, schien sie ihn doch vermisst zu haben, so wie er sie vermisst hatte, schien sie in diesen drei Tagen gelitten zu haben, so wie er gelitten hatte, gestand er sich nun endgültig ein das er sie liebte und sie nicht mehr gehen lassen wollte. Noch einmal einen Tag ohne Ayla? Nein, niemals, niemals wieder. Nicht einen Tag, nicht eine Stunde, geschweige denn eine Minute wollte er sie wieder missen müssen, konnte er sich doch jetzt schon ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen und fragte sich jetzt schon, wie er nur all die Jahre hatte ohne sie leben können.
Klang es wirr? Wohl ja, doch seine Gedanken waren verwirrt, war es doch so viel das in diesem einen Moment auf ihn ein stürmte, unbekannte Gefühle, die er nie zuvor erlebt hatte, die ihm nicht vertraut waren, die er nicht wirklich einorden konnte und von denen er angenommen hatte das er sie nicht hatte und nie zu ihnen fähig sein konnte, kam noch der körperliche Wunsch dazu ihr nahe zu sein, ausgelöst durch diesen einen Kuss, doch unterdrückte er diesen, war es doch noch nicht an der Zeit ihm nach zu geben, würde dies doch erst noch kommen, denn er hatte nicht vergessen warum er vor drei Tagen gegangen war, ahnte er das ihre Fragen noch immer da sein würden, wartend auf den Moment an dem er bereit war ihr die Antworten zu geben. Doch würde er das je sein? Ihr zu erzählen würde bedeuten einen Teil von sich preis zu geben, konnte er doch auch jetzt wieder die Stimme seines Vaters hören die ihn mahnte und zurück hielt, reagierte er fast automatisch auf diese Autorität die so lange sein Leben beherrscht hatte, würde es noch Jahre dauern ehe er dies abstreifen konnte um sein eigenes Leben zu leben, doch das, was er an Erziehung erlernt hatte würde ihn niemals los lassen, würde ihm sein Leben lang folgen, ihn beherrschen und leiten bei allem was er tun und sagen würde.
„Ich dachte, ich hätte dich verloren…“ Nur ungern löste sich Lucius von der blonden Hexe, sah ihr erneut in die Augen und lächelte noch immer sanft, wurde sein Blick für eine Sekunde ein wenig dunkler, klärte sich jedoch gleich wieder und strich er ihr sanft über die Wange. „Ich konnte nicht, ich... ich brauchte Zeit, Zeit um mir über so vieles klar zu werden. Ich..“ Er fing schon wieder damit an mitten im Satz ab zu brechen, löste sich nun endgültig von ihr als sie zurück trat und den Weg frei gab, trat in den schmalen Gang, legte Mantel, Handschuhe und Stock ab und trat dann in das kleine Zimmer, das nicht größer war wie eine Besenkammer, zumindest für das, was er gewohnt war. Abermals sah er sich um, dieses Mal jedoch mit wachem Verstand und nicht halb benebelt durch den Schlag an den Kopf, betrachtete das Mobiliar, verglich es unbewusst mit dem seinen, sprangen ihm doch die ärmlichen Verhältnisse in denen sie lebte nahe zu ins Auge, schoss ihm doch der Gedanke durch den Kopf wie verschieden ihre Welten waren, wusste nicht ob er auf das was er hatte stolz sein sollte oder nicht, fragte sich was sie wohl denken mochte wenn sie sah wie er selbst lebte, das große Haus und den Garten, der mehr einem Park glich, die teure Einrichtung und all das viele Geld, das dahinter stand. Und doch, so ärmlich sie auch lebte, fühlte er sich doch seltsam wohl hier, war es eher klein und irgendwie gemütlich, blieb Lucius mitten im Zimmer stehen und sah Ayla entgegen, die ebenfalls eintrat, ging auf sie zu und griff nach ihren Händen. „Es ist kein Traum, Ayla. Und wenn es einer wäre, dann will ich nie wieder aufwachen. Ich... Verzeih mir, bitte, verzeih das ich einfach gegangen bin, aber ich... du... er...“ Abermals kam Lucius nicht weiter, lies sie los und drehte sich von ihr fort, wusste nicht wie er erklären sollte was geschehen und was der Grund für sein Gehen war und wusste nicht einmal ob sie ihn überhaupt verstehen würde.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 18:38
Es war erst wenige Sekunden her, dass ihre Lippen auf seinen gelegen hatten, doch bereits jetzt vermissten sie das zarte Gefühl seiner Haut auf ihrer und zurück blieb nur ein kribbelndes Gefühl, zu angenehm um vergessen zu werden, doch viel zu leicht, als dass sie sich nicht, nach einem weiteren Kuss gesehnt hätte. Doch es durfte nicht irgendein Kuss sein, sondern einer von diesem jungen Mann, der sie mit dem sanften Lächeln bedachte, welches sich in seinen Augen fand, die warm grau in die ihren blickten. Konnte Grau überhaupt warm sein? Ayla war fest davon überzeugt, doch erst, seit sie Lucius kennen gelernt hatte. Ihr entging nicht, dass sie nur eine Sekunde lang dunkel aufblitzten, als wäre ihm etwas durch Kopf geschossen, was nichts mit dem Kuss zu tun gehabt hatte, doch sie fragte nicht nach, da sie unfähig war zu denken, als sie wieder seine Hand spürte, die über ihre Wange strich. War es überhaupt möglich Gänsehaut im Gesicht zu bekommen? Wahrscheinlich nicht, doch das Gefühl, dass ihre Haut unter seiner Berührung überempfindlich wurde, nur um das seine Hand an ihrer Wange umso deutlicher zu spüren, drängte sich ihr nahezu auf. Lucius begann einen Satz, welchen er aber nicht zu Ende führte, doch Ayla erwiderte darauf nichts und hakte nicht nach. Zu sehr war sie immer noch von dem Moment gefangen genommen, was ihr das denken nahezu unmöglich machte. In ihrem Kopf kreiste nur ein Gedanke, welcher sich tausendfach in einer Endlosschleife wiederholte: ’Er ist zurück gekommen.’
Beinahe ungeduldig beobachtete sie, wie er Stock, Mantel und Handschuhe ablegte und innerlich wurde das Jubeln beinahe ohrenbetäubend. Er musste vorhaben länger zu bleiben, nicht nur für eine Minuten um sie zu küssen und dann doch für immer zu verschwinden. So schwachsinnig es auch klang, aber Ayla hätte sich nicht gewundert, wenn genau das passiert wäre, bei ihrem Glück, was Männer anging. Seine Kleidung und insbesondere der Gehstock erinnerten sie, an einen reichen Mann aus einem Muggelfilm, derjenige, dem alle Frauen reihenweise verfielen und der letztendlich kalt wie Eis war. Doch Lucius entsprach diesem Bild keineswegs, zumindest nicht, was die Kälte anging. Sie folgte ihm, als er schließlich ihr einziges Zimmer betrat und erst ganz ganz langsam, begann ihr Hirn wieder zu arbeiten und sie realisierte die Situation. Während er sich umsah wurde ihr bewusst, wie chaotisch es auf ihn wirken musste, hatte sie doch nicht wirklich aufgeräumt, was sich in der kleinen Wohnung umso mehr bemerkbar machte. In einer Ecke lag ein kleiner Klamottenberg, daneben noch das Handtuch, welches sie eben noch dazu genutzt hatte ihre Haare ein wenig trocken zu rubbeln und auf der Couch lag eine lila Wolldecke, unter der sie noch vor wenigen Minuten versucht hatte zu schlafen. Nach dem anstrengenden Einsatz für den Orden letzte Nacht, war sie kaum zum schlafen gekommen, nicht dass sie dazu in der Lage gewesen wäre, nachdem ihre Gedanken beharrlich um den jungen Mann gekreist waren, was ihr den Schlaf nahm. So hatte sie ein Nickerchen auf der Couch dem Schlafen im Bett vorgezogen, doch letztendlich ohne ein wirkliches Ergebnis. Wie musste ihre Wohnung nur auf ihn wirken? Ihr Zimmer, was insgesamt wahrscheinlich weniger als die Hälfte seines Mantels kosten musste. „Ich… entschuldige, ich hab nicht aufgeräumt, ich dachte nicht, dass mich jemand besucht. Insbesondere nicht du…“ Verlegen fuhr sie sich durch die Haare und ihr fiel siedend heiß ein, dass diese immer noch nass waren. Ayla hielt nichts davon sie mit Magie zu trocknen, da sie dadurch irgendwie abstumpften und nicht mehr diesen natürlichen Glanz behielten. Na toll, da taucht er endlich auf und du stehst da, wie ein begossener Pudel. Naja, wenigstens frisch geduscht.
Als er erneut auf sie zukam, wäre sie ihm am liebsten entgegen gerannt, selbst wenn sie nur zwei Meter trennten. Endlich umgriffen seine Hände die ihren und die junge Frau klammerte sich fast an ihn, als wäre er der letzte Halt inmitten stürmischer See. Um keinen Preis der Welt würde sie ihn wieder gehen lassen. Niemals wieder würde sie diese Qualen ausstehen, Qualen der Ungewissheit und der Sehnsucht, des Schmerzes und… der Liebe? Konnte sie von Liebe sprechen, wo dies doch ein so großes Wort war, eines, was man wenn überhaupt nur in den Mund nahm, wenn man sich in und auswendig kannte? Doch die Abhängigkeit welche sie verspürte, war unmöglich zu ignorierten. Liebe. „Es ist kein Traum, Ayla. Und wenn es einer wäre, dann will ich nie wieder aufwachen. Ich... Verzeih mir, bitte, verzeih das ich einfach gegangen bin, aber ich... du... er...“ Sie spürte wie die Fragen wieder in ihre Augen zurückkehrten und wandte das Gesicht ab, damit er es nicht sehen musste. Wenn er es sah, würde er dann wieder gehen? „Ich habe dir sofort verziehen… ich hab einfach den Bogen überspannt und ich hatte nicht das Recht dazu dich so zu bedrängen. Ich verstehe dein Handeln nicht, aber zu keiner Zeit war da etwas, was ich hätte verzeihen müssen.“
Zärtlich sah sie ihn an. Eigentlich war sie recht schlecht im verzeihen, doch meinte sie nachvollziehen zu können, weshalb er verschwunden war, ohne ihr eine Erklärung zu hinterlassen. Und wenn sie es recht bedachte, so würde sie ihm alles verzeihen können, solange er nur bei ihr war. Ihr war nicht bewusst, wie gefährlich dieses Denken sein konnte. Als er sich von ihr abwandte, nutzte sie die Gelegenheit einige Kleider unter den Schrank neben sich zu kicken, so dass sie Unordnung nicht mehr so sehr auffiel. Die Wolldecke nahm sie in die Arme und warf sie auf ihr Bett, so dass das Sofa frei war, sofern Lucius sich setzen wollte. Es erschien der jungen Hexe unpassend nachzufragen, ob er etwas trinken wollte, waren ihre Gedanken doch bereits wieder bei seinem letzten Satz. „Wer er? Hattest du noch Besuch? Hat dich jemand erwartet, ein er?“ Sie biss sich auf die Lippe, welche von den letzten Malen noch nicht verheilt war. Wieder Fragen… würde er gehen? Und wieder vor den Fragen flüchten?
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 19:55
Dachte sie er bekäme nicht mit wie sie die Wäsche unter den Schrank schob? Lucius hatte es sehr wohl bemerkt auch wenn er teilweise mit dem Rücken zu ihr stand, war er doch beim Dunklen Lord durch eine harte Schule gegangen, hatte lernen müssen jede noch so kleine Kleinigkeit zu bemerken und in sich auf zu nehmen, blitzschnell zu verarbeiten und zu reagieren, konnte doch das eigene Leben davon abhängen wenn ihm auch nur ein Fitzelchen von dem entging was sein Gegner tat, musste er voraus sehen können was dieser dachte und wie er reagieren würde, hatte ihn genau dieser Umstand, dieses Können schon mehr wie einmal das Leben gerettet während ein andere das seine verloren hatte, doch hatte er, gerade in den ersten Zeiten auch viele Verletzungen davon getragen, viele Flüche abbekommen, war er an einem doch fast gestorben und hatte es gerade so noch geschafft. Von diesem Moment an hatte er sich nie wieder herein legen lassen. Dachte sie es würde ihn stören das in der kleinen Wohnung ein heilloses Durcheinander herrschte? Scheinbar war es ihr doch unangenehm, wie ihre Worte verlauten ließen, zuckte er jedoch nur mit den Schultern, dachte daran wie es im Manor aussah, ständig aufgeräumt und geputzt, alles blitzblank und alles an dem Platz wo es hin gehörte, hatte er sich doch so manches Mal gewünscht das es ein wenig anders aussah, hatte sich ausgebeten das einer der Hauselfen auch nur einen Finger in seinem Zimmer rührte, in dem es dann schon einmal vor kam das hier und da einfach einmal ein Kleidungsstück herum lag oder das Bett einfach nicht gemacht wurde.
Leicht schmunzelnd sah Lucius Ayla zu wie sie versuchte ein wenig Ordnung in das Chaos zu bekommen, hätte sie doch am liebsten davon angehalten und ihr gesagt das es ihn sicher nicht störte, eher im Gegenteil, das er eigentlich im Grunde selbst ein wenig chaotisch in diesen Dingen war, doch er lies es bleiben, ahnte das es zwar nicht ihn, jedoch aber sie störte. „Wer er? Hattest du noch Besuch? Hat dich jemand erwartet, ein er?“ Der Todesser zuckte sichtlich zusammen und wurde eine Spur blasser und erneut trat ein erschreckter Ausdruck in seine Augen. Er? Hatte er wirklich Er gesagt? Wie kam er dazu und was, in Merlin´s Namen sollte er darauf nur Antworten? 'Stell dich nicht so dämlich an, Junge. Sag einfach Ja und gut ist.' Dann würde ich sie belügen. 'Ja und? Das ganzen Leben besteht aus Lügen, habe ich dir das nicht immer und immer wieder bei gebracht? Hast du denn überhaupt nichts gelernt?' „Halt den Mund, alter Mann. Halt einfach den Mund und verschwinde endlich.“ Gedachte Worte, die doch unbemerkt und leise seine Lippen verliesen. Nur langsam kam Lucius zurück in die Wirklichkeit, wusste jedoch noch immer nicht was er dazu sagen sollte, war er doch fast darauf tatsächlich einfach ja zu sagen, doch nur um nicht erneut eine Flut an Fragen aus zu lösen. Doch aus irgend einem Grunde konnte er genau das nicht. Hatte sie nicht das recht endlich zu erfahren was eigentlich mit ihm los war? Und wenn nicht jetzt, wann denn?
„Nein, ich... es gab niemanden der mich erwartet hatte, ich... ich bekomme sehr selten Besuch.“ Erneut gab er ein wenig mehr von sich preis, lüftete einen Zipfel seines Privatlebens das so sorgsam gehütet wurde, hatte auch dieses Mal nicht nachgedacht bevor er gesprochen hatte, musste er zugeben das es ihm nicht einmal so schwer gefallen war wie er angenommen hatte, war dies doch auch eigentlich kein so großes Geheimnis, war es allgemein bekannt das die Familie Malfoy lieber unter sich und unter Ihresgleichen blieb und sich nicht mit dem gewöhnlichen Volk abgab. Doch genau das tat er im Moment, war doch Ayla im Grunde gewöhnlich, zumindest in den Augen der Zauberer in dessen Kreise er normal verkehrte. Doch nicht für ihn. Für ihn war sie außergewöhnlich, etwas ganz besonderes, wunderschön, humorvoll und voller Optimismus, während er selbst zwar gut aussah, reich war und ein großes Haus und Ansehen besaß, ansonsten jedoch bar jeglichen Humor´s, war seine Ansicht der Welt doch Grau in Grau, war er in dieser Hinsicht der wahre Pessimist, introvertiert wenn es um ihn selbst ging, während die junge Hexe keinerlei Probleme damit hatte von sich zu erzählen und ihre Gefühle zu zeigen. Kurz gesagt ging Lucius so langsam auf das sie beide so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht, wie Sonne und Mond, wie zwei Sterne am Himmel die niemals zueinander finden würden.
Gab es überhaupt eine gemeinsame Zukunft für sie? Würde es doch für Ayla bedeuten sich voll kommen um zu stellen, sich auf seinen Stand zu stellen, würde sie doch ihr ganzes Wesen ändern müssen zumindest nach außen hin, konnte sich sich in der Gesellschaft nicht mehr so geben wie sie jetzt war. War es das was er wollte? Würde sie dann noch die sein, die er liebte oder würden sich diese Veränderungen auf sie beide auswirken und alles zerstören? War er, würde er es zu lassen das sie sich liebten, nicht auf dem Weg sie zu zerstören? Fragen, immer wieder Fragen, jede Frage warf eine neue Frage auf, kannte er doch auf keine von ihnen eine Antwort, währe er vielleicht erst gar nicht zu ihr zurück gekommen wenn er sie wüsste, hätte er sicher alles dafür getan um sie zu vergessen, doch genau das hatte er nicht gekonnt. Still und in sich gekehrt stand Lucius noch immer auf dem gleichen Fleck, sah einfach nur zu wie die blonde Hexe ein wenig Ordnung in ihr Chaos brachte, sah doch durch sie hindurch und war wieder einmal in seinen eigener Gedankenwelt verschollen.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 21:56
Mit innen blutender Lippe, wandte sich Ayla wieder zu ihrem Besuch um, nachdem die Wolldecke mehr oder weniger ordentlich ihren Platz auf ihrem Bett gefunden hatte. Die Veränderung in seinem Gesicht, nach ihrer Frage war sofort sichtbar, denn beinahe entsetzt sah er sie an und hinter seinen Augen konnte sie sehen, wie seine Gedanken tosten. Doch noch schien er schlicht und ergreifend wie versteinert, bis dann doch Worte seinen Mund verließen, welche jedoch keinen Sinn ergaben und schon gar nichts mit ihrer Frage zu tun hatten. Schon wieder dieser ominöse Mann von dem er spricht… ohne es zu merken? Sie hielt inne in der Bewegung die Decke glatt zu streichen, wobei diese eher noch unordentlicher wirkte und sah auf. Sie hatte nicht erwartet, dass Lucius sie ansah, denn wiederum blickte er an ihr vorbei, war jedoch noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem er sie nicht mehr wahrnahm – oder hatte er diesen Punkt gerade überschritten? Ayla verspürte wieder das eigenartige Gefühl und realisierte, dass es Sorge war, vermischt mit einer unheimlich großen Portion Zuneigung, welche man kaum noch Zuneigung nennen konnte. Ihr kam der Gedanke, dass er möglicherweise ihr etwas verheimlichte, oder ein Trauma erlitten hatte. Dass er vielleicht Drogen nahm, welche ihm Halluzinationen vorgaukelten, dass er schizophren war,… ihre Gedanken schlugen immer größere Kapriolen, wie ein übermütiges Einhornfohlen. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde, wenn er ihr alle Antworten auf ihre Fragen geben würde. Und diese Ungewissheit machte ihr Angst.
Sie beobachtete, wie sein Blick mehr und mehr fort glitt, wie er in seinen Gedanken versank und wahrscheinlich kaum noch die Welt um sich herum wahrnahm. Dachte er an etwas Schlimmes, Gutes oder an Vergangenes, Kommendes? An sie? Doch nein, sie wagte nicht zu glauben, das er wirklich an sie dachte. Lange stand sie da und beobachtete, wie er nachzudenken schien und lange sagte sie nichts. Es tat weh ihn so abwesend zu sehen, dass ihre Anwesenheit ihn anscheinend nur kurz aus den Gedanken hatten reißen können, welche ihn ständig beherrschten. Vorhin noch, als er sie geküsst hatte, da war er ganz hier gewesen, mit jeder Phase seines Körpers, doch nun war sich Ayla nicht mehr ganz so sicher. Es zerriss sie fast, dass sie nicht wusste, was mit ihm los war, wollte sie ihn doch so gerne glücklich und wieder lachen sehen, war es doch sein Lächeln, in welches sie sich zuerst verliebt hatte. Und jede Sekunde, welches es auf seinem Gesicht fehlte, schmerzte sie und machte ihr bewusst, dass sie sich wirklich in Lucius verliebt hatte. Womöglich würden andere sie auslachen, denn wie konnte man sich in nur wenigen Stunden so sicher sein? Doch für die junge Hexe war es Realität, dass sie jemanden liebte, den die kaum kannte, der sie in der kurzen Zeit des Kennens jedoch schon so viele Tränen gekostet hatte und sie gleichzeitig mit einem einzigen Kuss so unsagbar glücklich machen konnte.
Schließlich fasste sie sich ein Herz und ging auf ihn zu, fast schon schüchtern, als wollte sie ihn auf gar keinen Fall erschrecken, sollte sie ihn dann doch aus den Gedanken reißen. Es musste ein ungewohnter Anblick sein die junge Frau so zurückhaltend und unsicher zu sehen, war es das auch für ihn, wo er sie doch auch erst so kurz kannte? Zärtlich berührte sie ihn am Arm, und sah ihn letztendlich nur fragend an. Sie traute sich nicht etwas zu sagen, konnte doch jedes Wort ihn möglicherweise wieder zum gehen bringen. Doch dieses Mal schwor sie sich ihn nicht einfach gehen zu lassen und nicht tatenlos zuzusehen, wie er sie wieder verließ. Niemals mehr würde sie ihn gehen lassen, wenn es nicht sein musste und ebenso gedachte sie nicht jemals wieder von seiner Seite zu weichen. Sie wollte, dass er ihr so vertraut wurde, wie niemals zuvor, dass sie bemerken würde, wie gut sie in seinen Arm passte, dass sie nachts einschlief und dabei seinen Körper warm neben sich spürte. Als sie realisierte, wie abhängig sie von einem auf den anderen Tag von ihm geworden war. War es ihm überhaupt bewusst?
„Wenn ich dir mehr Fragen stelle… gehst du dann wieder und lässt mich für immer allein?“ Sie spürte, dass sich ihre Augenbrauen zusammenzogen und blickte ihm nicht in die Augen, als sie ihre Frage, schüchtern wie ein Schulmädchen stellte. Sie konnte so vieles falsch machen, und wenn es nur eine dumm gestellte Frage war. „Ich will nicht neugierig sein, aber alles was ich an dir sehe macht so viel mit mir und…“ Sie brach ab… war diese seine Angewohnheit schon ansteckend? Eine Spur verzweifelt sah sie ihn an, sich wohl bewusst, dass er die Spuren der Entbehrungen der letzten Tage in ihrem Gesicht sehen würde, noch dazu musste sie erbärmlich aussehen, mit ihren feuchten Haaren und dem Schlafentzug der letzten Nacht. „Ständig dieser Mann von dem du sprichst und die Gedanken, die dir dauernd kommen müssen. Ich mach mir einfach… Sorgen.“ Ein mattes Lächeln fand auf ihr Gesicht, es war der Ausdruck ihrer Hilflosigkeit. Ayla wusste nicht, was tun, da sie so gerne dem Drang nachgegeben hatte und alle Fragen gestellt hätte, die ihr auf der Zunge lagen. Doch andererseits würde sie ihn dann wohl verlieren. Ebenso konnte sie aber auch nicht alles schlucken, da es ihm selbst doch so wehzutun schien, was er dachte. Egal, was geschehen würde, es zählte nur eines… „Aber Fragen hin oder her… lass mich bitte nicht allein.“ Sie sah zu ihm auf, beinahe flehend, nun doch direkt in die Augen, die sie eher ausdruckslos ansahen. Sie würde vergessen, wenn sie musste, sie würde alle Fragen in eine Truhe schließen, wo sie ewig unbeantwortet blieben, sie würde so für ihn leiden, wenn es sein musste… solange er nur bei ihr blieb. Der Vorsatz war in ihrem Kopf, doch eine fiese Stimme sagte ihr, dass sie es niemals durchhalten würde. Sie musste wissen, was in ihm vorging, doch rang noch mit sich selbst um diese Erkenntnis.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Di 17 Aug 2010, 23:28
„Wenn ich dir mehr Fragen stelle… gehst du dann wieder und lässt mich für immer allein?“ Lucius schreckte aus seinen Gedanken auf, bemerkte er erst jetzt das er sich schon wieder in ihnen verloren hatte, das er noch immer mitten im Zimmer stand wie ein ein falscher Sickel, sah er sie einen Moment lang nur an, wollte etwas sagen, doch da sprach Ayla schon weiter, runzelte Lucius doch für einen Moment die Stirn als sie erwähnte das er ständig von einem Mann sprach, dämmerte ihm nur langsam was sie eigentlich meinem musste. Hatte er nicht eben gerade wieder seinem Vater in Gedanken zu verstehen gegeben, das dieser den Mund halten sollte? Doch wenn er es nur gedacht hatte, woher wusste Ayla dann davon, außer... Lucius wagte kaum zu atmen, als ihm ein Verdacht kam. Konnte das sein? War es etwas so das er so manchen Gedanken nicht nur dachte sondern auch aussprach? Wurde er etwa schon verrückt und war am durch drehen? Nein, so konnte und durfte es nicht weiter gehen, er musste dieses Schreckgespenst, zu dem sein Vater inzwischen geworden war, ein für alle mal los werden, so schnell wie möglich ehe dieser noch größeren Schaden an seiner Psyche anrichten konnte. Aber wie? Wie wurde man jemanden los der sich nur im Kopf befand, den es in Wirklichkeit gar nicht mehr gab, den man nicht ein zweites Mal töten konnte ohne selbst Schaden zu erleiden?
„Aber Fragen hin oder her… lass mich bitte nicht allein.“ Abermals riss ihn Ayla´s Stimme heraus, glitt sein Blick zurück zu ihr, fing den ihren ein, griff nach ihren Händen und hielt diese fest in den seinen, während er langsam den Kopf schüttelte. „Ich werde nicht gehen, nie wieder wenn du es nicht willst. Die ganze Zeit, die ganzen drei Tage, du... ich konnte dich nicht vergessen, Ayla. Ich hab´s versucht, immer wieder, aber... ich konnte es einfach nicht.“ Er zog sie ein Stück näher an sich heran. „Nie wieder, Ayla, ich werde dich nie wieder alleine lassen.“ zärtlich flüsterte er diese Worte, klangen sie doch wie ein Schwur und wie um diesen zu besiegeln küsste er sie erneut, dieses Mal lange und doch sanft. Fast schon atemlos löste er sich dann von ihr, hielt jedoch den Blick einen Moment weiter auf sie gerichtet, ehe er sie los lies, sich abwandte und an das einzige Fenster trat, das es in diesem Raum gab. Viel jedoch konnte er nicht erkennen, gerade mal ein Stück der Straße, sah nur die Beine der Passanten die vorüber hasteten, doch interessierte ihn eigentlich weniger die Aussicht, war es eher seine Art die er oft an den Tag legte, wenn es darum ging ein schweres Problem zu bewältigen.
„Es gibt so vieles an das ich ständig denke, Dinge die... mich beschäftigen, die... keine Ruhe finden, die seit Jahren keine Ruhe finden, immer wieder kommen und...“ Er brach ein weiteres Mal an und senkte den Kopf. „Dieser Mann, er... ich kannte ihn einmal vor... Jahren. Es war... keine sehr nette Begegnung.“ War dies doch die Untertreibung des Jahrhunderts und auch ein wenig an der Wahrheit vorbei, wenngleich es auch nicht gelogen war das er ihn gekannt hatte, so konnte man doch aus den restlichen Worten die falschen Schlüsse ziehen, konnte man annehmen das er ihn nicht näher gekannt hatte, ihm vielleicht irgendwann einmal begegnet war, auch wenn diese vielleicht unerfreulich verlaufen war, lies doch nichts darauf schließen das er diesen Mann 19 Jahre lang um sich gehabt hatte, Tag und Nacht, bis auf die Tage und Nächte die er an einem anderen Ort verbringen musste, wenn Abraxas wieder einmal der Meinung war, das die Schläge, die er seinem Sohn all zu oft zu teil werden lies, alleine nicht ausreichten um dessen Willen zu brechen, gab es einen Ort im Manor, den der junge Malfoy seit Jahren nicht mehr aufgesucht hatte, den er mied wie die Pest, sich ihm nicht einmal auf drei Schritte nähern konnte ohne den Wunsch zu verspüren sich um zu drehen und davon zu laufen. Was geschehen würde, müsste er diesen Ort einmal betreten, wagte er sich nicht aus zu malen. Nahm man jedoch all das, was er von sich gab zusammen, so ergab sich ein Bild das nicht ganz mit dem konform ging was er sagte. Kombinierte man dann ein wenig weiter kam man zu dem Ergebnis, das er diesen Mann wohl sehr gut gekannt haben musste und weit länger, als seine Worte verlauten ließen.
Ob sich Ayla mit dieser Antwort zufrieden geben würde? Er hoffte es, bezweifelte es jedoch stark, hatte sie doch vor drei Tagen so viele Fragen gehabt und hatte er diese und einige mehr doch auch jetzt wieder in ihrem Blick gesehen. Ob sie ahnte wie schwer es ihm fallen würde sie zu beantworten? Wollte er das überhaupt oder war es nicht eher geraten den Mantel des Schweigens über alles zu breiten, seine Vergangenheit für sich zu behalten bis auf die wenigen Dinge, über die es sich lohnte zu sprechen. Gab es doch durch aus auch angenehmes, das er als Kind erlebt hatte, wenngleich dies im Vergleich zu seiner restlichen Jugend mehr wie nur wenig war, lag diese Zeit doch auch schon lange zurück und endete diese an dem Tag, an dem er fünf Jahre alt geworden war. Lucius hob die Hand, wollte sich eigentlich durch die Haare fahren, achtete nicht auf die Blumentöpfe, die auf dem schmalen Fensterbrett standen und stieß unabsichtlich dagegen. Einer der Töpfe wackelte bedenklich, drohte zu kippen und im Reflex griff der junge Todesser zu um ihn auf zu fangen, doch zu spät, der Topf kippte vom eigenen Schwung getragen nach vorne und schüttete einen Teil der, vom gießen noch nassen Erde auf Lucius´ Hemd. „Damned!“ Erneut benutzte er diesen, für Engländer unüblichen Fluch, während er versuchte sich die Erde von Hemd zu wischen, jedoch nur mit dem Ergebnis, das sie sich noch mehr verteilte und der Fleck noch größer wurde als er es gewesen war. „Na wunderbar.“ brummte er vor sich hin und besah sich das Malleur mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt, wieso hatte er sich auch nur so ungeschickt anstellen müssen? Das war doch sonst nicht seine Art. Hatten ihn Ayla´s Worte etwa so aus dem Konzept gebracht?
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Mi 18 Aug 2010, 17:31
Sie hasste es sich so schwach in seiner Gegenwart zu fühlen, so naiv und klein, dass sie ohne ihn nicht mehr konnte. Für die selbstbewusste und auf beiden Beinen stehende Hexe war es schwierig sich einzugestehen, wie sehr Liebe abhängig machen konnte. Es konnte ihm unmöglich bewusst sein, welche Macht er auf sie hatte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann bei jedem Blick, den er ihr zu warf und besonders jetzt, als er nach ihren Händen griff. Sie drückte sie fest, auch wenn er sie schon festhielt und ihr damit das bisschen Halt gab, welches sie gerade brauchte, um sich sicher zu sein, dass es stimmte, was er sagte. „Nie wieder, Ayla, ich werde dich nie wieder alleine lassen.“ Abermals verursachten seine Worte einen Schauer auf ihrer Hand, wie vorhin, als er in er Tür stand und ihren Namen geflüstert hatte, womit er so viel mehr Ausdrückte, als nur die Nennung ihres Namens. Sie wollte, dass er es meinte, dass er es schwor und dass er es niemals brechen würde, denn nie mehr, wollte sie sich so verlassen vorkommen, wie in den letzten Tagen. Hatte sie jemals vorher daran geglaubt, dass man sich so schnell so verlieben konnte, dass man sein Herz jemandem schenkte, ohne Bedenken, ohne Sorgen und ohne jegliche Vernunft? Doch das Herz flog ihr voraus und sie konnte nur danach Handeln. Als er sie dieses Mal küsste, länger und sanfter noch als zuvor, hätte sie ihm jedes Wort geglaubt, dass er zuvor gesagt hätte. Es war nun wirklich eine Art Schwur für sie beide geworden und der Gedanke, dass es purer Wahnsinn war, sich so etwas zu Versprechen kam in ihr nicht zum keimen. Nein, sie war sich sicher… einen Tag ohne ihn würde es für sie nicht mehr geben und einen solchen Tag fand sie plötzlich kaum noch lebenswert.
Als er sich von ihr löste und in ihre Augen sah, lächelte sie ihn sanft an, während sie immer noch die Spuren des Glücksgefühls in sich fühlen konnte. Würde sie jemals aufhören, sich in seiner Gegenwart und bei jeder Berührung so unsagbar glücklich zu fühlen? Stumm beobachtete sie, wie er sich abwandte und zu einem der Fenster ging, welche für eine Kellerwohnung typisch weit oben angebracht waren. Sie hinterfragte nicht, weshalb er ihr nicht in die Augen sehen konnte, während er sprach, nahm es schlicht hin, da sie das Gefühl kannte sich Abstand verschaffen zu müssen um sprechen zu können. Die junge Frau vernahm, wie er einen Anfang suchte, abbrach, wieder neu begann, doch stockend, als kostete es ihn unheimliche Mühe zu sagen, was ihn bewegte, was ihn so sehr beschäftigte und beinahe zu traumatisieren schien. Nach seiner Aussage runzelte sie nachdenklich die Stirn und ließ sich auf der Couch nieder. Es war ein Anfang… es war nahezu unglaublich, dass er nach seiner eindeutigen Absage, was Fragen anging noch vor drei Tagen, nun anscheinend wirklich offener gegenüber ihr wurde. Selbst dieser eine Satz, der nicht viel sagte, sagte Ayla doch so unsagbar viel. War es möglich, dass er ihr vertrauen würde? Sie ließ sich den Satz durch den Kopf gehen… ein Mann, denn er einmal vor Jahren gekannt hatte. Dem er begegnet war? Und das nahm ihn heute noch so sehr mit, dass ständig seine Gedanken in diese Richtung abschweiften, dass ihm unbewusst Sätze entfleuchten, die an ihn gerichtet waren? Was konnte dieser Mann mit ihm, ja in ihm, angerichtet haben, dass es ihn verfolgte?
„Und diese Begegnung prägt dich noch so lange? Dabei klingt es so, als hättest du ihn doch nur ku-“ Weiter kam sie nicht, denn in just diesem Moment stieß Lucius versehentlich einen ihrer Blumentöpfe an, welcher auf der Fensterbank stand. Ayla war der Meinung, dass gerade Blumen in einer kleinen Wohnung sein mussten, auch wenn ihre Pflanzen vorwiegend Grünzeug waren, was relativ schnell wieder verwelkte, da sie nicht gerade die zuverlässigste Pflanzenmutter war. Sie versuchte ebenso wie er noch den Topf aufzufangen, obwohl es natürlich wahnwitzig war das noch zu versuchen, wo sie drei Meter weit weg auf der Couch saß. Doch glücklicherweise fing er den Topf noch auf, wobei jedoch etwas der noch feuchten Erde auf sein Hemd bröckelte. Sein Fluchen brachte Ayla zum Schmunzeln, als sie ihm den Blumentopf sanft abnahm und ihn wieder auf der Fensterbank abstellte. „Wenn du so fluchst komm ich mir neben dir gar nicht mehr so minderwertig vor.“ , scherzte sie. Ja, ein wenig konnte seine Art ihr Angst machen, da es natürlich auffiel, dass er in einem völlig anderen Umfeld aufgewachsen war als er und demzufolge sich auch ein wenig anders ausdrückte als sie. Doch gerade wenn er fluchte, war die Kluft zwischen ihnen nicht mehr ganz so groß – nicht als dass sie zu groß für sie wäre.
Sie musterte den Fleck auf seinem schwarzen Hemd und pustete sich nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Natürlich konnte man den wegzaubern, aber wahrscheinlich würde davon der Fleck nicht einwandfrei weggehen. Wirklich helfen konnte da nur eine richtige Wäsche in Wasser und mit Waschmittel, davor vielleicht eine kleine Zauberei und der Fleck würde weggehen. Wirklich schwerer zu entfernen als Blut würde es schon nicht sein… „Zieh’s aus… dann mach ich es wieder sauber.“ Schulterzuckend sah sie ihn an. Wirklich etwas anderes würde ihnen wohl nicht übrig bleiben, natürlich musste er sich dann wohl vor ihr ausziehen, aber wenn sie daran dachte, dass die meisten Männer im Sommer ohnehin mit freiem Oberkörper herumliefen… nein eigentlich, so peinlich würde es ihm schon nicht sein. Davon abgesehen konnte sie durch sein Hemd erkennen, dass er wohl mehr als ansehnlich sein würde. „Also… ich kann dir auch irgendein anderes Hemd geben… hier müsste noch ein Männerhemd rumliegen, glaube ich. Wenigstens hast du dann was, bis deins wieder sauber ist.“ Die Hexe meinte sich dunkel zu erinnern, dass Sirius letztens erst ein Hemd bei ihr vergessen hatte, als er einige Tage bei ihr verbrachte hatte. So wie sie Lucius’ Statur einschätzte könnte die Größe sogar hinkommen. Abschätzend sah sie ihn an. „Um’s Ausziehen kommst du jedenfalls nicht rum.“ Ein wenig Grinsen musste sie jedenfalls doch. Ihr war es ganz und gar nicht unrecht, dass er das Oberteil ausziehen musste.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Mi 18 Aug 2010, 18:50
„Wenn du so fluchst komm ich mir neben dir gar nicht mehr so minderwertig vor.“ Einen Moment sah Lucius die junge Hexe an und grinste verlegen. „Entschuldige, ich weiß, ich sollte es eigentlich nicht tun.“ versuchte er sich zu entschuldigen, war doch gerade Fluchen etwas, eines der weiteren Dinge die im Hause Malfoy verpönt waren, war es dieses Mal vor allem seine Mutter die das nicht hören konnte während sein Vater in dieser Hinsicht kein Blatt vor den Mund genommen hatte. Oh ja, der alte Malfoy hatte Temperament besessen, war er doch mehr wie nur leicht reizbar gewesen, schnell auf 180 zu bringen und wehe ihm ging etwas quer und nicht nach seinem Kopf, waren doch Tobsuchtsanfälle an der Tagesordnung gewesen und wehe dem, der ihm dann im Wege stand. Lucius hatte es mehr wie einmal am eigenen Leib erfahren dürfen wie es war den väterlichen Zorn auf sich zu ziehen. Kasiopaja hingegen war eine ruhige und stille Frau, stets bemüht es allen recht zu machen, hatte sie doch meist, wenn sie versuchte sich gegen ihren Gatten zu stellen, den Kürzeren gezogen, ebenso wie der Sohn unter dem Jähzorn gelitten und es irgendwann gänzlich aufgegeben sich ihrem Gatten in den Weg zu stellen. Doch der Frieden im Hause Malfoy war auch auf diese Weise nie wirklich eingekehrt, es lebte sich einfach nur leichter mit diesem Mann.
„Zieh’s aus… dann mach ich es wieder sauber.“ Schrecken zeigte sich in den Augen des blonden Todesser, der vehement den Kopf schüttelte. Das Hemd aus ziehen? Oh nein, das kam ja nun mal gar nicht in Frage. Damit sie etwas sehen konnte was verborgen bleiben sollte? Damit sie nur wieder einen erneuten Grund für neue Fragen hatte? Niemals. Dann würde er lieber mit einem schmutzigen Hemd herum laufen anstatt es aus zu ziehen und Ayla seinen Rücken zu zeigen. An seinen Unterarm dachte Lucius dabei weniger, den würde er verbergen können, jedoch nicht das, was sich auf seinem Rücken befand und sich bis zu den Schultern hoch zog, war die Fläche doch viel zu groß um sie zu verstecken, würde es vielleicht eine Weile gelingen, doch sicher nicht auf Dauer und dann? Sie würde fragen, sie würde es wissen wollen, doch was sollte er darauf antworten? Das die Narben von einem Kampf her kamen? Dann würde sie wissen wollen was für ein Kampf das gewesen war. Das sein Vater dafür verantwortlich war? Sicher wollte sie dann wissen warum und was er getan hatte. Beide Antworten wären nicht gut, wenn gleich auch die Erste eine glatte Lüge wäre, aus der er so leicht nicht mehr heraus kommen würde. Nein, das Hemd aus ziehen war eine ganz, ganz dumme Idee.
„Lass nur, das wird auch so gehen.“ versuchte er sich heraus zu winden, wandte sich vom Fenster ab, ging in die kleine Diele und griff nach seinem Gehstock. Dieser Stock war weit mehr wie das, was er sein schien, fiel er doch alleine schon durch seinen Knauf auf, ein Schlangenkopf, dessen Maul weit aufgerissen war, bereit zum zu beißen, doch barg dieser Stock noch ein kleines Geheimnis. Lucius packte ihn, drückte auf eine verborgene Feder, die nur er kannte, zog daran und zog seinen Zauberstab, welcher in den Kopf eingearbeitet war, aus dem Stock heraus. Ein Reinigungszauber wäre jetzt sicher hilfreich gewesen, kannte er doch so viele Zauber und Flüche, doch dieser fand sich nicht unbedingt darunter, dachte der Todesser angestrengt nach und vermeinte dann ihn gefunden zu haben und murmelte ihn, während er den Zauberstab auf sein Hemd und auf den Fleck richtete. Es puffte und qualmte leicht, Lucius hustete und wedelte mit der Hand durch die Luft um den Qualm zu vertreiben und besah sich dann sein Hemd, während er einen neuen Fluch unterdrückte, der ihm auf der Zunge lag. Hatte er gedacht der Fleck wäre nun weg, so sah er sich getäuscht, war dieser durchaus noch da, etwas größer noch wie vorher, hatte sich dieser nun in ein hässliches, schmutziges Weiß verfärbt, der nun erst recht auffiel auf dem schwarzen Hemd. „Was für ein Schlamassel.“ seufzte der Todesser, sah die junge Hexe an, welche nun an der Tür stand und ihn amüsiert betrachtete. „Lach nur. Wozu gibt es normalerweise Hauselfen, die so einen Zauber können?“ brummte er missmutig, musste jedoch widerwillig grinsen, auch wenn ihm danach so ganz und gar nicht zu mute war. Nein, das Ganze war wirklich mehr wie nur ärgerlich, denn jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als das Hemd doch aus zu ziehen, ob es ihm nun passte oder nicht.
Vielleicht, so überlegte er, würde es ihm ja doch gelingen ihr nicht den Rücken zu zu drehen, genauso wie er nicht vergessen durfte die Unterseite seines linken Unterarms zu verbergen, auf der das Dunkle Mal prankte. Nicht aus zu denken welchen Schock es ihr versetzen würde, würde sie dies sehen. Auf Ewig würde er es wohl nicht vor ihr verheimlichen könne, war er sich dessen wohl bewusst, doch musste es ja nicht unbedingt jetzt schon sein, gerade jetzt wo sie dabei waren zu einander zu finden, wo sie sich doch noch immer kaum kannten und so wenig von einander wussten, mussten sie doch erst einander wirklich kennen lernen, lernen sich zu gegenseitig zu vertrauen, wusste er doch nicht einmal auf welcher Seite sie stand, doch so wie er die junge Hexe einschätzte hielt sich ganz sicher nichts vom Dunklen Lord und dessen Ansichten. Was jedoch, wenn sie sogar zum Orden gehören würde und erfuhr, das er ein Todesser war? Würde sie ihn dann hinaus werfen und womöglich noch verraten? Würde sie wissen das sie ihn damit nach Azkaban bringen würde? Ganz in Gedanken versunken hatte Lucius sein Hemd inzwischen nun doch auf geknöpft, ausgezogen und es Ayla gereicht, drehte sich nun um, um den Zauberstab wieder in seinem Stock zu verstauen, dachte nicht mehr daran das er ihr ja eigentlich den Rücken nicht zu drehen wollte und tat doch genau jetzt dies. Soweit dazu das Denken und gleichzeitig Handeln nicht immer konform mit einander gingen und der blonde Todesser gut daran tat, seine Gedanken ein wenig zusammen zu halten.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Mi 18 Aug 2010, 22:07
Sie hätte Scham erwartet, vielleicht der leise Anklang davon, dass er nicht sonderlich begeistert war sich hier vor ihr auszuziehen. Oder Gleichgültigkeit, ein schlichtes Schulterzucken und gut war’s. Alle beide wären Reaktionen gewesen, welche sie hätte nachvollziehen und verstehen können, worüber sie vielleicht ein wenig gelacht oder ein wenig den Kopf geschüttelt hätte; doch mitnichten hatte sie solches Entsetzen auf seinem Gesicht erwartet. Als hätte sie etwas völlig unmögliches von ihm verlangt, wie beispielsweise sich den Kopf abzuhacken oder als hätte sie etwas viel peinlicheres erwartet, wie jetzt vor ihr einen Striptease hinzulegen, sah er sie an. Völlig erschrocken sah er sie an, bevor er sich herausredete und in die Diele stürmte. Aylas Herz setzte einen Moment aus, als sie schon dachte, er würde gehen. Sie stürmte ihm ebenso hinterher, bis sie in der Tür stehen blieb und erkannte, dass er lediglich seinen Zauberstab geholt hatte. Als sie erkannte wo genau sich dieser verbarg konnte sie nur die Augenbrauen heben und leise pfeifen. Ja, das hatte definitiv Stil, wenngleich es ihr auch ein wenig protzig vorkam, doch wem es gefiel… auf eine eigenartige Art und Weise passte es zu dem jungen Mann, der nun versuchte sein Hemd mit Magie zu reinigen. Sie lehnte sich gegen den Türrahmen, legte den Kopf schief und beobachtete einfach, was er tat - was unumgänglich in einem Desaster enden würde, da es unheimlich kompliziert war Kleider mit Magie zu reinigen, insbesondere wenn es so teure waren wie seine.
Während sie ihm zusah dachte sie darüber nach, warum er so ein Theater darum machte bloß nicht sein Hemd auszuziehen. Schämte er sich für das, was darunter war? Früher oder später seh ich’s sowieso… dachte sie sich, nicht ohne ein dickes Grinsen zu unterdrücken. Natürlich hatte sie schon daran gedacht, wie es wohl unter seinem Hemd aussehen mochte, ob die Vermutung, dass er nicht gerade schlecht gebaut war, zutraf. Doch in all diesen Fantasien war niemals etwas aufgetaucht, für was er sich hätte schämen müssen. Er benimmt sich geradeso, als wäre so etwas Schlimmes wie das Dunkle Mal drunter. Sein Fluchen nahm sie als Reaktion darauf war, dass der Zauber wie vermutet nach Hinten losgegangen war. Amüsiert erwiderte sie seinen genervten Blick, konnte sie sich doch ein Grinsen ob seiner Sturheit nicht verkneifen. „Tja, nicht jeder hat Hauselfen… deswegen würde ich sagen, selbst ist die Frau. Ich richte das wieder.“ In seinen Augen konnte sie sehen, dass er immer noch nachdachte, womöglich darüber, dass ihm kaum etwas anderes übrig bleiben würde, als sein Hemd auszuziehen. So in die Ecke gedrängt sah sie ihn eigentlich nicht gerne, aber wenn es um eine so schwachsinnige Sache ging, wie ob man sich auszog oder nicht, noch dazu war es ja nicht so, als hätte sie noch nie in ihrem Leben einen nackten Mann gesehen und er war sicherlich auch nicht ganz unschuldig, was Frauen anging.
Ihr Kopf fühlte sich schon ganz benommen an, als sie das viele Schütteln beendete und schließlich dabei zusah, wie er das Hemd aufknöpfte. Wozu wegsehen? Immerhin gefiel ihr sehr, was da unter dem Schwarz zum Vorschein kam, entsprach es doch wirklich dem, was sie erwartet hatte und keineswegs dem, was sie so erschreckt hätte, wie er es sich vielleicht ausmalte. Zwinkernd nahm sie sein Hemd entgegen, als er es ihr reichte. „Ich würde sagen es hat sich gelohnt dich zum Ausziehen zu drängen.“ Ein leises Lachen entfleuchte ihr, doch sie konnte nicht bestreiten, dass sein Aussehen ihr mehr als nur imponierte. Dieser Mann wollte wirklich für immer bei ihr bleiben? Bei ihr, die so wenig wert war und schon gar nicht vergleichsweise so gut aussah wie er? Es musste ein Wunder sein… Sie wandte sich von ihm ab um Wasser aufzusetzen und sein Hemd zu kochen – eine andere Möglichkeit hatte sie in ihrer Wohnung nicht, jedoch funktionierte diese ziemlich gut. Dann fiel ihr noch ein, dass sie ihm ja ein Ersatzhemd angeboten hatte und erneut drehte sie sich wieder zu ihm um, um nach seiner Größe zu fragen. „Achja, wegen dem He-“
Sie hielt mitten in der Bewegung inne und blieb stehen. Das dunkle Hemd in ihrer Hand fiel achtlos zu Boden, da ihre Hände auf einmal alle Kraft verlassen hatte, mit der sie es festgehalten hatte. Sie blickte in den Gang, wo er stand und sich von ihr abwandte, so dass sie auf seinen blassen Rücken sehen konnte. Und genau dieser war der Grund dafür, dass Ayla stockte, die Augen aufriss und ihr ganzer Körper sich verkrampfte, voller Schrecken. Sie atmete scharf ein, während sie sah, was da Lucius Rücken ‚zierte’ und glaubte im ersten Moment, dass es nur das Licht gewesen war, doch das, was da so silbrig auf glänzte, war nicht das Licht, sondern Narben. Feine, helle Narben, deutlich zu erkennen, jetzt, wo sie einen Schritt auf ihn zugegangen war, ihn beinahe anstarrte und sich im nächsten Moment besann, dass es nicht nur unhöflich war, so auf diese Narben zu starren, sondern auch nicht gerade nett. Doch tausende neue Fragen strömten auf sie ein. Woher kamen diese Narben? Wer war der Verursacher? Stammten sie von Schlägen, von einem Kampf? Waren sie Zeichen einer Misshandlung, einer früheren Verletzung? Doch woher die Verletzung? „Was… w… dein… wie…“ Es war nur mehr laut gemurmelt, denn sie hatte versucht die Fragen zu halten, sie nicht zu stellen, doch ihr Mund tat wieder das, was er wollte. Erst jetzt sah sie weg, blickte zu Boden auf das niedergefallene Hemd und hob es auf. Sie floh beinahe zurück in das Zimmer und zu den Küchenelementen, wo sie nach einem Topf kramte und schließlich Wasser aufsetzte. Idiotin, jetzt sieht es doch so aus, als wärst du völlig angeekelt von seinem Rücken! Dabei stört dich das doch gar nicht… du willst nur die Fragen unterdrücken. Sie brauchte die Beschäftigung der Hände um die Fragen zu schlucken, und erst, als das Hemd samt Wasser auf dem Herd stand sah sie wieder zu ihm. „Du ahnst wahrscheinlich, was ich fragen will, oder?“ , fragte sie leise, während sie ihn einfühlsam ansah. Erst dann schimpfte sie sich einen Dummkopf und machte sich in einem Schrank auf die Suche nach einem Hemd für ihn. Wenigstens musste sie ihn dann nicht ansehen, kam sie sich doch unheimlich respektlos vor.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Mi 18 Aug 2010, 23:22
„Achja, wegen dem He-“ Lucius hielt mitten in der Bewegung inne, stand vor Schreck stoksteif da und starrte nur auf die Wand vor sich, bemerkte er erst jetzt das er mit dem Rücken zu Ayla stand, ahnte weswegen sie mitten im Satz abgebrochen hatte. Sicher nicht ob des Dunklen Mal´s auf seinem Unterarm, konnte sie dieses doch nicht sehen, dafür jedoch die Narben, die kreuz und quer über seinen Rücken liefen, bis auf die Schultern hinauf, andere wieder bis zum Bund seiner Hose reichten, waren sie doch am unteren Ende der Schulterblätter am zahlreichsten und wenngleich sie auch längst verheilt waren – fünf Jahre waren eine lange Zeit wenn es darum ging das Wunden heilen konnten – so waren sie doch deutlich zu sehen, hoben sich hell, fast schon silberfarben von seiner hellen Haut ab. Soweit dazu das sie es nicht sehen soll Dachte er bei sich und schob seinen Zauberstab nun endgültig in den Stock zurück. „Was… w… dein… wie…“ stotterte Ayla hinter ihm, hatte dich Lucius noch nicht ein Wort verlauten lassen, gehofft das sie nichts weiter dazu sagen würde, geahnt das sie genau das nicht tun würde, sah er nun seine Annahme bestätigt, hörte jedoch dann wie sie sich entfernte und blieb noch einen Moment einfach nur so da stehen, bewegungslos und sich über sich selbst ärgernd das er so unachtsam gewesen war, drehte sich dann jedoch um und folgte ihr in das kleine Wohnzimmer.
„Du ahnst wahrscheinlich, was ich fragen will, oder?“ Für eine kurze Sekunde zeigte sich Zorn in seinen grauen Augen, ausgelöst durch ihren Blick. Er wollte kein Mitleid, das war das letzte was er ertragen konnte, wollte nicht als der arme misshandelte Junge da stehen, hatte er nicht all die die Schmerzen stumm ertragen um letztendlich an ihnen zu zerbrechen. Doch war es überhaupt Mitleid was er in ihren Augen sah? In ihrer Stimme war es jedenfalls nicht gelegen, hatte sie doch nur einfühlsam geklungen, zum Teil interessiert, lag noch immer der Schrecken, den sie bekommen haben musste in ihr, wusste Lucius nun erst recht nicht was er darauf sagen sollte. Das es sein eigener Vater gewesen war der ihn so zu gerichtet hatte? Das es dessen Art von Erziehung gewesen war? Das er gedacht hatte auf diese Art und Weise seinen Sohn brechen zu können? Das er seinen Zorn so an dem Jungen ausgelassen hatte? Würde sie das überhaupt verstehen oder würde es nicht eine weitere Flut an Fragen nach sich ziehen? Er schluckte und lies sich nun endlich auf dem Sofa nieder, sah ihr einen Moment zu wie sie im Schrank kramte, vermutlich auf der Suche nach dem Hemd, das sie vorhin erwähnt hatte.
„Ich kann es mir denken.“ Seine Stimme war leise und tonlos, Lucius beugte sich nach vorne, lies die Hände zwischen den Beinen hängen und hielt den Kopf gesenkt. „Eigentlich solltest du sie gar nicht sehen, ich... ich vergesse sie nur all zu oft. Ich... sie sind schon so alt.“ So alt war fast eine Untertreibung, konnte man doch noch immer deutlich erkennen das sie unterschiedlichen Datums waren, waren einige nur noch haarfeine Linien, andere jedoch noch immer gut sichtbar, die längst nicht so alt waren wie er gerade glaubend machen wollte. 'Halt den Mund, Junge, halt nur deinen Mund. Das gehört in die Familie, das geht niemanden etwas an.' Doch, es geht sie etwas an. 'Ich warne dich, Junge, du...' Halt deinen Mund, alter Mann, du lebst nicht mehr, du kannst mir nicht mehr drohen. Die Zeiten sind vorbei. 'Das hättest du wohl gerne was? Aber du wirst mich nicht los, Junge, niemals' „Ich hab dich einmal los bekommen, ich bekomme dich auch ein zweites Mal los, verlass dich drauf.“ Abermals leise gemurmelte Worte die seine Lippen verließen, die er eigentlich nur hatte denken wollen, die Ayla nichts angingen und die er wieder einmal unbewusst ausgesprochen hatte, war er doch erneut in seinen Gedanken versunken, die tief in die Vergangenheit hinein reichten, entsann er sich an einen Tag – er mochte damals wohl 5 gewesen sein – als Abraxas ihn das erste Mal schlug.
Voller Angst und Entsetzen hatte der Junge zu seinem Vater aufgesehen, das kleine Gesicht Tränen überströmt, hatte er doch nicht gewusst was geschehen war und warum, hatte die Schmerzen auf seinem Rücken gefühlt und nicht verstanden wieso sein Vater das getan hatte. Das der Grund alleine nur gewesen war das er mit ein paar Kinder aus dem Dorf gesprochen hatte, war dem Jungen damals nicht in den Sinn gekommen. Doch von diesem Tag an hatte Abraxas des öfteren zu geschlagen, wurden diese immer heftiger, je älter sein Sohn geworden war und je öfter dieser versucht hatte sich dagegen zu wehren, war doch dann so mancher Konflikt in einem handfesten Streit ausgeartet, vor allem dann, wenn Abraxas der Meinung war das der Junge einer härteren Bestrafung bedurfte. 'Ja, erinnere dich nur gut daran, vergiss es niemals wieder. Ich war viel zu weich zu dir.' Was wolltest du noch tun? Mich eines Tages tot schlagen? 'Wer weiß, verdient hättest du es, du nichtsnutziger Bengel.' Lucius Blick war sturmumwölkt, ballte er unbewusst die Hände zu Fäusten um den Zorn, der in seinem Inneren tobte und den die Stimme in seinem Kopf herauf beschworen hatte zu bändigen, brannte doch der Hass auf seinen Vater auf´s neue in ihm auf, war dieser selbst nach all den Jahren noch immer nicht erloschen.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Do 19 Aug 2010, 21:58
Erschrocken über den plötzlich aufflammenden Zorn in seinen Augen, sah sie sofort wieder weg und in den Schrank, in welchem sie immer noch nach Sirius’ Hemd suchte. Es war das erste Mal, dass sie beinahe Angst vor ihm bekam, denn so zornig hatte er sie angesehen, und vorher hatte sie nicht realisieren können, dass auch sie vor einem solchen Blick wohl nicht gefeit war. Lucius begann ihr Angst zu machen, wenngleich es nicht sein Wesen oder seine Art war, sondern das, was ihn belastete, schien es doch einen völlig anderen Menschen aus ihm zu machen, wenn er daran dachte. Was würde geschehen, wenn es völlig aus ihm heraus brach, würde er sie dann nur noch mit diesem zornigen Blick ansehen? Und was war überhaupt, wenn das, was er ihr sagen würde, so grausam war, dass sie selbst damit nicht klarkommen würde? Doch Ayla wollte nicht daran denken, was sein würde, wichtig war doch nur, was wirklich war und so sehr sie noch darüber grübelte, sie würde wohl niemals von alleine auf die richtige Antwort stoßen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie auf sein Verhalten reagieren sollte. Sie konnte ihn berühren, ihm Halt geben; sie konnte ihm seinen Freiraum lassen; sie konnte immer mehr Fragen stellen, aber sie konnte ihn auch einfach reden lassen, wie es ihm stand. Doch die junge Frau konnte nicht mehr alles zurückhalten, was in ihr geschah, dazu war sie viel zu aufgewühlt, von der Veränderung, welche Lucius in den letzten Minuten durchgemacht hatte. Es war nicht die Tatsache, dass er Narben besaß, sondern vielmehr die, dass es sie beschäftigte, welche Grausamkeit dahinter lauern mochten. Wenigstens schienen sie schon älter zu sein, zumindest behauptete er das, doch Ayla zweifelte nicht an seiner Aussage.
Endlich hatte sie das Hemd gefunden, welches eigentlich ihrem besten Freund gehörte – es war dunkelgrau, also wenigstens nicht zu sehr von dem schwarz entfernt, welches Lucius sonst getragen hatte. Der jungen Frau schoss durch den Kopf, dass ihn die Farbe vielleicht auch etwas weniger blass aussehen lassen würde, wenngleich es wohl nicht ganz gegen seine Gewohnheiten verstieß. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, das Hemd in der linken Hand, erschrak sie fast vor seiner Körperhaltung, welche so viel Niedergeschlagenheit, Zorn und Wut ausdrückte „Ich hab dich einmal los bekommen, ich bekomme dich auch ein zweites Mal los, verlass dich drauf.“ Sprach er mit ihr? Oder… nicht zum ersten Mal beschlich sie der Gedanke, dass er Worte manchmal nicht zurückhalten konnte und sie ihm geradezu unbewusst entwichen, dass er sie gar nicht meinte sondern immer wieder diesen sonderbaren Mann. „Mich losbekommen? Oder wieder… ihn?“ Wohl bewusst war sie sich darüber, dass sie Lucius wahrscheinlich wieder etwas unsanft aus seiner Gedankenwelt holen würde, doch was blieb ihr sonst anderes übrig? Sie konnte nicht zurückhalten, dass bei dem letzten Wort ihrer Frage ihre Stimme einen eigenartigen Klang annahm. Furcht lag darin, Furcht vor dem Unbekannten. Wenn er schon auf eine Gewisse Art und Weise Angst und Hass vor ihm zeigte, wie konnte sie es dann nicht?
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und hoffte, dass wenigstens diese zärtliche Berührung etwas in ihm auslöste und ihm Mut gab weiter zu sprechen. Ayla wusste nicht, inwiefern ihre Fragen ihm wieder zu viel wurden und wie sehr sie ihn noch strapazieren konnte. Doch hatte Lucius nicht damit gerechnet, dass wieder und wieder diese Fragen auftauchen würden, wenn er zu ihr zurückkehrte? Damit wäre es wenigstens möglich, dass er mit ihnen rechnete und in gewisser Weise sich darauf einließ sie zu beantworten. Sie ließ sich neben ihm nieder, nicht so dicht, wie sie es gerne getan hätte, doch gerade dicht genug um ihm Halt zu geben ohne den jungen Mann zu bedrängen. Jedoch brauchte nicht nur er den Halt, sondern allmählich auch sie, die von seinem Verhalten mehr als nur verwirrt war. „War er es, der dafür verantwortlich ist…?“ Sie nickte etwas in Richtung seines Rückens, der aus der Nähe betrachtet noch silbrig narbiger wirkte, als aus der Entfernung. Umso grässlicher erschienen ihr die Taten, welche dazu geführt hatten. Waren es Flüche gewesen, die sie verursacht hatten, oder Schläge? Ein wenig erinnerten sie Ayla an Peitschenhiebe, doch für gewöhnliche Muggelverletzungen, waren die Narben zu silbrig. Es musste Magie mit im Spiel gewesen sein, wenn sie sich nicht irrte.
Sie reichte ihm das dunkelgraue Hemd, welches natürlich frisch gewaschen war. Hätte ihr bester Freund es nicht bei ihr liegen lassen, so hätte Lucius weiterhin halbnackt herumlaufen müssen und Ayla wusste nicht inwiefern es ihm unangenehm war. So stellte sie es ihm einfach frei, er konnte selbst entscheiden. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihm das Hemd passen musste, hatte doch Sirius eine ganz ähnlich Statur, wenngleich er nicht ganz so schlank war. „Ich hoffe es ist okay.“ Sie stellte diese indirekte Frage ganz bewusst doppeldeutig. Einerseits meinte sie damit natürlich das Hemd, welches nicht ganz so fein gearbeitet war wie das, welches gerade in heißem Wasser gekocht wurde. Andererseits, und sie war sich nicht sicher, ob er diesen Sinn auch wahrnahm, spielte sie damit auch auf ihre Fragen an. Würde er sie vorwarnen, wenn es ihm zu viel werden würde, oder ging er dann auch einfach wieder? Er hat es versprochen… er wird nicht gehen. Ayla mied den Blick des Blonden und starrte auf den Boden unter ihren Füßen. Selbst mit ihren Blicken wollte sie ihn nicht bedrängen, lediglich ihre zahlreichen Fragen drückten aus, wie sehr sie darauf brannte Neues zu erfahren.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Do 19 Aug 2010, 23:25
„Mich los bekommen? Oder wieder… ihn?“ Fast eine Minute verging ehe Lucius aufschreckte, war es doch eher Ayla´s Berührung an seiner Schulter wie ihre Worte, doch hatte er diese durchaus vernommen, unbewusst zunächst, sickerten sie doch nur langsam in sein Bewusstsein und offenbarte ihm so, das er erneut einen Teil seiner Gedanken ausgesprochen hatte. Für wahr eine lästige Angewohnheit, die er dringend ablegen sollte, erst recht dann, wenn er unliebsamen Fragen aus dem Weg gehen wollte. Doch dieses Mal schien er sich geirrt zu haben, lies sich die junge Hexe mit keiner seiner Ausflüche abspeisen, ganz gleich was er auch sagte, ganz gleich wie sehr er auch versuchte ihren Fragen aus zu weichen, lies sie einfach nicht locker und standen in ihren Augen Angst und Sorge geschrieben. Angst? Vor was oder wem? Etwa vor ihm selbst? Nein, sicher nicht, Ayla hatte nichts von ihm zu befürchten, würde er es doch nie über´s Herz bringen ihr etwas an zu tun, nicht ein Haar wollte er ihr krümmen, konnte er sich nicht vorstellen ihr in irgendeiner Weise Schmerzen zu zu fügen, doch vor was hatte sie dann Angst? Etwa vor seiner Reaktion auf ihre Fragen? Befürchtete sie etwa das er dann wieder gehen würde. Auch diese Frage würde er verneinen können, hatte er es ihr und auch sich selbst geschworen sie nie wieder zu verlassen, was es ein Unding, ein Gedanke den er weit von sich stieß, konnte er sich doch nicht einmal Ansatzweise vorstellen noch einmal ohne sie zu sein. Oder hatte sie gar Angst vor seiner Antwort? Aber wenn dem so war, wieso fragte sie dann erst, wieso behielt sie sie nicht einfach für sich? Dann müsste sie keine Ängste vor dem haben, was er ihr vielleicht sagen würde, wenn er es den konnte.
„War er es, der dafür verantwortlich ist…?“ Lucius zuckte bei ihrer Frage heftig zusammen, sah sie einen Moment lang nur an und nahm dann das Hemd an sich, das sie ihm reichte, zog es an, ohne es zu mustern, stellte er lediglich fest das es ihm eine Idee zu weit war, wenn gleich auch höchstens eine halbe Nummer, fragte er sich doch beiläufig wem dieses Hemd eigentlich gehörte und lies es offen über der Hose hängen. Hatte Ayla etwa einen Freund von dem sie nichts sagte, oder gehörte es einem Exfreund, der es vielleicht einmal hier gelassen und dann vergessen hatte? Das sie ihm einen Freund verschwieg, daran konnte er nicht so ganz glauben, schätzte er sich doch auch gar nicht so ein, sagte ihm sein Gefühl das sie in dieser Hinsicht ehrlich sein würde, würde er sie danach fragen, würde sie ihn sicher nicht belügen, nein, so falsch wäre sie nicht das sie sich mit zwei Männer einlassen würde um am ende den zu nehmen, der ihr ein besseres Leben bieten konnte. Zumindest in dieser Hinsicht wäre er seinem Rivalen haushoch überlegen, musste er doch nur seine Kleidung mit dem Hemd vergleichen, das eher gewöhnlich war, aus gröberem Stoff wie er es gewohnt war, von der Stange wie man so schön sagte und nicht vom teuersten Schneider in der Winkel- und in der Nockturngasse. Doch das alles half ihm nicht um seinem Problem davon laufen zu können, wartete Ayla doch noch immer auf eine Antwort, hatte sie dies doch noch einmal unterstrichen mit ihren Worten, hatte er sie sehr wohl richtig interpretiert, das sie nicht nur das Hemd meinte.
Erneut erhob er sich, trat an die Anrichte und betrachtete zunächst die Dinge die darauf standen, stütze sich dann mit beiden Händen auf und senkte den Kopf. „Ich meinte nicht dich, ich... es ist... jemand anderer, den ich... kannte und der...“ Lucius brach ab und schüttelte leicht den Kopf, fiel es ihm doch unsagbar schwer darüber zu reden, noch schwerer überhaupt einen Anfang zu finden, mahnte ihn die Stimme seines Vaters erneut ja nur den Mund zu halten, alles innerhalb der Familie zu belassen wo es hin gehört, nichts nach außen zu tragen und schon gar nicht an diese kleine Schlampe, die ja doch nur auf sein, Lucius´, Geld aus war, sollte sich der Jüngere doch gefälligst zusammen reißen und sich nicht wie ein Waschlappen benehmen, versteifte sich Lucius Haltung erneut und wieder ballte er die Hände zu Fäuste, presste die Kiefer aufeinander und versuchte die verhasste Stimme endlich zum Schweigen zu bringen. Erst als sie verstummte entspannte er sich wieder und atmete tief durch. „Du vermutest richtig, er ist dafür verantwortlich.“ Doch tiefer ging er darauf nicht ein, hatte ihn doch schon dieser Satz große Überwindung gekostet, würde die junge Hexe doch niemals auch nur Ansatzweise erahnen können wie viel und wie viel er damit schon von sich preis gegeben hatte. Zumindest in seinen Augen, mochte Ayla dies jedoch wohl ganz anders sehen und vermutlich eine weitere Flut an Fragen aus lösen.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Fr 20 Aug 2010, 00:05
Allein schon daran, dass er zusammenzuckte, als sie nachfragte, ob dieser ominöse Mann daran schuld war, dass er Narben auf dem Rücken trug, bestätigte Ayla in ihrem Gedanken. Sie brauchte seine Bestätigung gar nicht zu hören, denn sein Körper sprach eine ganz eigene Sprache, welche sie glaubte, immer besser verstehen zu können. Als er sich neben ihr erhob sah sie auf, beobachtete wie er zur Anrichte ging und sich dann darauf aufstütze. Es schien ihn so viel Mühe zu kosten darüber zu reden, jeder Satz schien ihr, als wäre er Anstrengung pur und beinahe bereute sie all die Fragen, welche sie ihm stellte. Setzte sie ihm nicht mit jeder Frage noch mehr zu und schürte den Zorn, welcher tief in ihm zu schlummern schien? Doch keine Frage ließ sich mehr zurückhalten, jetzt, wo sie so nahe schien, allen seinen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Würde er ein zweites Mal diese Fragen beantworten, wenn sie nun aufhörte und es dabei beruhen ließ? Doch andererseits, sie war so weit gekommen, wieso aufgeben? Aber der Schmerz, welchen sie in seinen Augen glaubte zu sehen, traf sie hart und sie hatte nicht erwartet mit ihren Fragen diesen auszulösen. „Wer ist er?“ , fragte sie leise, während sie ihn immer noch einfühlsam ansah, sich aber merkwürdig verloren vorkam. War ihr Handeln wirklich richtig?
Wie gerne wäre sie ihm jetzt näher gekommen und hätte sich entschuldigt für das was sie tat, ja für das, was sie tun musste und was sie nicht unterdrücken konnte. Sie hätte ihn gerne wieder berührt, ihm mehr Halt gegeben, damit er Kraft fand, doch die Tatsache, dass er sich wieder von ihr entfernt hatte, gab ihr eine deutliche Antwort. Lass ihn… wenn er dich braucht, dann kommt er wieder zurück. Doch was, wenn sie ihn brauchte? Doch nein, sie wollte jetzt nicht an sich denken, sondern nur an ihn. Sagte man nicht, dass es einem besser ging, wenn man über seine Probleme redete? Vielleicht würde es ihm ja später besser gehen und diese riesige Last, welche ständig über ihm schwebte, würde geringer werden. Ein wenig paradox kam es ihr aber trotzdem vor… sie selbst redete auch über manche Dinge nicht mit ihren besten Freunden. Wenn es um ihren Vater ging, so hatte sie bisher noch mit niemandem darüber gesprochen, zu groß war noch der Schmerz ihn verloren zu haben und zu groß die Wut über diejenigen, welche Schuld daran waren. Die Hexe fragte sich, ob Lucius jemals mit anderen über diesen ominösen Mann geredet hatte, doch so wie er sich benahm, bezweifelte sie es. Umso geehrter sollte ich mich wohl fühlen… ich fühle mich aber trotzdem mies ihm so zuzusetzen.
„Warum hat er das getan? Wie konnte er nur so etwas Grausames tun?“ Ayla kaute auf einem ihrer Fingernägel herum, jedoch nur kurz – da hatte sie sich Nagelkauen über Jahre abgewöhnt und jetzt kam es vor Nervosität wieder. Als Gegenmaßnahme fuhr sie sich durch die Haare und stützte schließlich ihren Kopf auf den Händen auf. „Was gab ihm das Recht dazu? Hatte er überhaupt eines?“ Sie sah auf, kurz in seine Richtung und wieder zurück. Erst dann stand sie auf und ging in Richtung des Fensters, nur um etwas zu tun zu haben, was sie von einer wilden Fantasie und der darauf folgenden ablenkte. Sie fühlte sich so entsetzlich grausam dabei ihn mit ihren Fragen zu quälen. Wieso tust du es dann? Die Hexe wusste ganz genau, dass sie niemals Ruhe haben würde, wenn sie nicht wusste, was ihn ständig in eine andere Welt riss und belastete. Und ebenso würde er wahrscheinlich keine Ruhe haben. Konnte sie ihm dabei helfen? Vielleicht musste er einmal durch diese Schmerzen gehen um danach glücklicher zu sein. Denn das war alles was sie wollte – ihn glücklich sehen.
Das Bild der Narben auf seinem Rücken flackerte kurz vor ihrem inneren Auge auf. Wie konnte ein Mensch nur zu so etwas fähig sein? Wie konnte er einem anderen ein solches Leid zufügen, und möglicherweise noch mehr, denn warum sonst konnte Lucius nur so schwer darüber reden und wurde beinahe davon verfolgt? Sie konnte es nicht verstehen… die einzigen Menschen, die ihrer Meinung nach zu so etwas in der Lage waren, waren die Todesser, wobei sich ihr Blick bei dem Gedanken an die Gefolgsleute Voldemorts verfinsterte. Mörder. Das waren sie. Nichts weiter als dreckige Mörder, welche aus so niederen Beweggründen handelten, dass es unnachvollziehbar für sie schien. Ja, sie wären zu so etwas in der Lage, sicherlich. Schließlich handelten sie ohne Rücksichtnahme, nur um ihre Ziele durchzusetzen, welche nichts anderes als Unterdrückung und ständiges Leid enthielten. Nicht umsonst kämpfte Ayla im Orden gegen diese Sorte Mensch, bereit ihre Ideale zu vertreten, welche so anders waren, als die der Todesser. Vielleicht mochten sie es gewesen sein, welche Lucius’ Rücken so sehr verunstaltet hatten... Du siehst schon Gespenster… Todesser sind zwar Monster aber wahrscheinlich nicht die einzigen. Da gibt es noch mehr zwischen Himmel und Erde, was grausam ist.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Fr 20 Aug 2010, 14:14
„Wer ist er? Warum hat er das getan? Wie konnte er nur so etwas Grausames tun?“ In Lucius begann es zu arbeiten, kam es doch genau so wie er geahnt hatte, brachte seine Antwort doch nur eine neue Flut an Fragen auf, Fragen auf die Ayla eine Antwort wollte, brodelte es doch in ihm, wollte er ihr doch alles erzählen, hoffte vielleicht dann auf die Weise das Schreckgespenst endlich los zu werden, das so lange Jahre sein Leben bestimmt hatte und es noch immer tat, hielt ihn doch noch immer dessen Stimme zurück und das, was er in 20 Jahren immer wieder vor gepredigt bekommen hatte, öffnete er schon den Mund und schloss ihn dann doch wieder, ballte erneut die Hände zu Fäusten, nahm abermals eine angespannte Haltung an, waren es jedoch nicht Ayla´s Fragen die diese Reaktionen hervor riefen, war es doch sein eigenes inneres Ich gegen das er ankämpfte, eine so hohe Mauer, die er all die Jahre um sein Inneres erbaut hatte, das es ihm kaum möglich war sie zu überwinden oder gar nieder zu reißen, hatte er es zwar geschafft mit seinen Worten den einen oder anderen Stein zu lockern, doch reichten diese noch lange nicht aus um sie ganz zum Einsturz zu bringen. Von außen war ihm dabei nicht zu helfen, musste es alleine von ihm aus gehen, musste er den ersten Schritt tun, musste er es sein – wollte man beim Vergleich mit der Mauer bleiben – also beginnen die lockeren Steine weiter zu lösen, ganz heraus zu ziehen und dann stetig und kontinuierlich dieses Loch erweitern, bis die Mauer am Ende stürzen würde, einfach in sich zusammen fallen würde, würde er doch dann erst wirklich frei sein und sein Leben so leben wie er es wollte. Könnte er, wenn es da nicht eine weitere Einschränkung gäbe die ihm genau dies unmöglich machte. Er hatte es geschafft seinen Vater los zu werden, der ihn all die Jahre gequält hatte, doch frei war er deswegen noch lange nicht, würde es niemals wirklich sein, würde er doch immer ein Gefangerer sein, im Dienst stehen eines der grausamsten Männer ihrer Zeit, hatte dieser es doch in der Hand ob der blonde Todesser lebte oder starb, so wie es zuvor sein eigener Vater in der Hand hatte. Frei? Nein, das würde er wahrlich niemals sein, er war vom Regen in die Traufe gekommen, würde eine zweite Mauer finden wenn er die erste nieder gerissen hatte, war sich dessen sehr wohl bewusst und auch wenn er diesen Weg nicht freiwillig gegangen war, so würde er ihn doch weiter gehen, denn etwas anderes bleib ihm am Ende ja nicht übrig.
„Nicht wer er ist.“ Lucius Stimme war alles nur nicht klar und leicht zu verstehen, klang sie eher dumpf und gepresst, lag in ihr deutlich die Anspannung unter der er stand, atmete er auch leicht gepresst und spürte das leichte Zittern, das in seinem Inneren seinen Anfang genommen hatte und sich mehr und mehr auf sein Äußeres ausweitete. „Wer er war solltest du fragen.“ Lucius schluckte und rang erneut mit sich. „ Er war... mein... mein Vater. Und ja, das Recht hatte er wohl, zumindest... er dachte wohl das... er es sich heraus nehmen könnte.“ Lucius verstummte abermals. Er hatte geahnt das es ihm schwer fallen würde, hatte geahnt das er nicht so einfach über die ganze Sache würde reden können und genauso war es auch, fielen ihm doch schon diese wenigen Worte unsagbar schwer, gab es nichts womit er sich in irgendeiner Weise heraus reden konnte, denn der Beweis prankte auf seinem Rücken, hatte Ayla die Narben nun gesehen und würde sie ganz sicher nie wieder vergessen. Doch wie weit wollte er überhaupt davon sprechen? Wie viel war er gewillt von dem preis zu geben, was sich auf Malfoy Manor tatsächlich abgespielt hatte? Ganz sicher nur einen Bruchteil dessen war geschehen war, alles andere würde er für sich behalten, weiterhin versuchen irgendwie damit zu recht zu kommen und zu vergessen und vielleicht würde es ihm ja eines Tages sogar gelingen und vielleicht würde er eines Tages auch wieder auf jene kleine Tür in der Küche zu gehen können, sie vielleicht sogar öffnen und die Stufen hinunter gehen, ganz ohne Ängste und ohne den Wunsch auf der Stelle um zu drehen und fort zu laufen. Irgendwann.
Lucius drehte sich nun um, sah Ayla am Fenster stehen und ahnte dunkel was in ihr vor gehen mochte. Einige Minuten vergingen in denen sie beide schwiegen, betrachtete er sie still und versuchte erneut zu ergründen was ihn so an dieser jungen Hexe an zog. Waren es die großen, blauen Augen in denen er am liebsten ertrinken wollte? Das lange blonde, leicht gewellte Haar das im Licht der Sonne, die ihren Weg durch das Fenster fand, wie reife Ähren glänzte? Ihre so zerbrechlich wirkende Gestalt? Oder ihr ruhiges und fröhliches Wesen das vor Optimismus nur so sprühte, schien ihr doch nichts und niemand jemals die Laune verderben zu können, spürte er doch diese Ruhe die sie ausstrahlte auch jetzt und übertrug sie sich auf ihn, spürte er wie seine Anspannung sich langsam löste und er ruhiger wurde, wenngleich auch nicht viel und doch half es ihm, mehr als er sich eingestehen wollte. „Ayla“ Leise und sanft rief er nach ihr und streckte dann die Hand zu ihr aus, wartete bis sie bei ihm war und legte dann die Arme um ihren schmalen Körper. Ihre direkte Nähe gab ihm Kraft, jene Kraft die er nun so dringend brauchte um nicht an seinen Erinnerungen zu zerbrechen, die nun, da er sich zu lies, mit Macht auf ihn einstürmten, bargen sie doch so viel Leid und Schmerzen, waren auch die körperlichen Narben längst in all den Jahren verheilt, die seelischen jedoch waren es nicht, konnte der Blonde nicht einmal sagen wann und ob sie das je sein würden.
Erneut vergingen einige Minuten in denen beide kein Wort sprachen, einfach nur da standen und einander fest hielten, schöpfte ein jeder doch aus der Nähe des anderen Kraft und Trost, bis Lucius schließlich tief durch atmete und leicht den Kopf hob. „Mein Vater war... ein harter Mann. Ich... ich habe nie verstanden warum und was ihn dazu gemacht hatte. Vielleicht lag es daran wie mein Großvater war, vielleicht hatte es auch einmal etwas gegeben was ihn so werden lies, ich hab.. nie danach gefragt. Er war... streng, sehr streng, cholerisch und jähzornig und wenn etwas nicht nach seinem Willen ging konnte er zuweilen... er verstand es seinen Willen immer durch zu setzen und anderen auf zu zwingen. Ich sollte einmal genauso werden wie er und dazu war ihm... eben jedes Mittel recht. Er starb vor vier Jahren“ Lucius lachte leise und bitter auf. „Er hat es tatsächlich geschafft sich irgendwo mit Drachenpocken an zu stecken. Jedenfalls dachte ich an diesem Tag, das ich... das ich ihn endlich los sei, aber scheinbar...“ Lucius beendete den Satz nicht, musste er nicht, konnte sich Ayla selbst denken was er damit sagen wollte, das er diesen Mann noch längst nicht los war, das dieser ihn noch immer verfolgte, wenngleich sie auch nur wusste das es in seinen Gedanken war, ahnte sie doch noch nichts davon das Abraxas auch durch die Träume des Blonden geisterte wie ein Nachtmahr, ein Alptraum ohne Ende, ein Schreckgespenst, das dem jungen Zaubere keine Ruhe lassen wollte.
Lucius ahnte nicht in welche Richtung Ayla´s Vermutungen gegangen waren, wer der Verursacher gewesen sein konnte, hätte sie es ihm gesagt, so hätte er sich laut gelacht, hatten Todesser doch weit bessere Möglichkeiten um jemanden zu foltern und zu bestrafen, gab es weit wirksamere Flüche dafür, so zum Beispiel den Cruciatus, der die Opfer vor Schmerzen sich winden und schreien ließ, gab es doch noch den Imperio, den er inzwischen schon meisterlich beherrschte, in dem er so gut war, das ihm nicht einmal der Dunkle Lord das Wasser reichen konnte, den er schon des öfteren angewandt hatte, mit seinen Opfern gespielt hatte, kalt lächelnd und mit grausamen Blick, kannte die junge Hexe diese Seite an Lucius nicht, noch nicht, wenn gleich sie auch schon den einen oder anderen kurzen Blick hatte darauf werfen können, wusste sie doch noch nicht einmal das er selbst ein Todesser war und hoffte dieser, das es auch noch lange so bleiben würde. Es war sicher schon schwer genug für sie dies jetzt zu verarbeiten und Lucius wollte sich erst gar nicht ausmalen was geschehen würde, würde sie zusätzlich noch erfahren das er nicht unbedingt der war, der er vorgab zu sein.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Fr 20 Aug 2010, 16:51
Immer noch stand sie am Fenster, schaute blicklos nach draußen, wo es ohnehin nichts zu sehen gab, während doch ihre Aufmerksamkeit gänzlich auf Lucius gerichtet war. Obwohl sie nicht offensichtlich zu ihm hinüber sah, war er es doch, der ihre Gedanken beherrschte, den sie im Augenwinkel behielt und damit jede seiner Regungen wahrnahm, und den sie versuchte zu verstehen, selbst als seine Stimme gepresst klang und man nur schwer den Sinn aus ihr heraushören konnte. Die junge Frau selbst zupfte an einer Blüte herum, jedoch wirkte sie dabei nicht gelangweilt, es waren ihre Hände, welche weiterhin krampfhaft versuchten etwas zu tun zu haben. Die Bewegung erstarrte jedoch abrupt als der Blonde damit herausrückte, wer es gewesen war und wer ihn die ganze Zeit so sehr beschäftigte. Die Erkenntnis traf Ayla wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Sein Vater? Sie brauchte einige Sekunden um zu realisieren, dass diese Version so völlig gegen all das sprach, was sie erwartet hatte. Ein Vater konnte seinem eigenen Sohn so etwas antun? Sie selbst, die nur ihren gütigen Vater gekannt hatte, die sogar ein Vaterkind gewesen war und im Gegenteil zu ihrer Mutter ein eisiges Verhältnis hatte, konnte kaum verstehen, was er ihr da erzählte. Die junge Frau schlug die Augen nieder. Allmählich begann sie zu verstehen, wieso er so oft geistig abwesend wirkte und dann nur schwer zurück zu holen war. Sie wusste nichts zu sagen darüber, es hatte sie sichtlich geschockt, was er hatte anklingen lassen und so stand sie immer noch da mit gesenktem Blick, die Hand erhoben bewegungslos über der Blüte. Es war schwer sich darüber zu freuen, dass er ihr langsam sagte, was mit ihm los war, wo es doch anscheinend so viel schreckliches enthielt und Ayla konnte nur ahnen, ob und wie viel noch dahinter steckte. So schwieg sie, ebenso wie er.
“Ayla“ Seine Stimme, dieses Mal jedoch sanft und leise, brachte sämtliche kleinen Härchen in ihrem Nacken dazu sich aufzurichten und bescherte ihr eine kleine Gänsehaut. So wie er ihren Namen sagte, hatte ihn noch keiner gesagt, obwohl für niemanden ein Unterschied herauszuhören war, für Ayla war einer vorhanden. Sie sah auf und blickte in seine Richtung, erst in seine Augen, wo ihr Blick einen Moment verweilte, und dann auf die Hand, welche er nach ihr ausstreckte. Unbewusst musste sie lächeln, auch wenn ein wenig Traurigkeit in diesem Lächeln lag, angesichts dessen, was er ihr erzählt hatte. Ohne zu zögern überwand sie die Distanz zwischen ihnen, während ihre Hand schon in einer lag und schließlich fand sich Ayla in seinen Armen wieder. Sie spürte, dass sie sich beinahe gegenseitig festhielte, die Arme umeinander geschlungen und so verbrachten sie Sekunde um Sekunde, Minute um Minute, da niemand das Schweigen zwischen ihnen brach. Die junge Frau dachte nicht daran etwas zu sagen, zu sehr genoss sie diese Umarmung, war sie doch tröstlich für sie beide. Sanft strich sie mit einer Hand über seinen Rücken, jedoch nicht wegen den Narben darauf, sondern um ihm noch mehr Halt zu geben. Ein wenig unnütz kam sie sich doch vor, quetschte ihn nur aus und alles, was sie ihm zurückgeben konnte war diese Umarmung und ein klein wenig Trost.
Als sie spürte, wie er den Kopf hob und hörte, dass er weiter sprach, konnte sie eine leise Überraschung nicht verbergen, hatte sie doch nicht erwartet, dass er von alleine weiter erzählen würde, doch vielleicht war nun ein Teil der Mauer verschwunden, welche er um sich herum aufgebaut zu haben schien. „Mein Vater war... ein harter Mann. Ich... ich habe nie verstanden warum und was ihn dazu gemacht hatte. Vielleicht lag es daran wie mein Großvater war, vielleicht hatte es auch einmal etwas gegeben was ihn so werden lies, ich hab.. nie danach gefragt. Er war... streng, sehr streng, cholerisch und jähzornig und wenn etwas nicht nach seinem Willen ging konnte er zuweilen... er verstand es seinen Willen immer durch zu setzen und anderen auf zu zwingen. Ich sollte einmal genauso werden wie er und dazu war ihm... eben jedes Mittel recht. Er starb vor vier Jahren“ Lucius lachte leise und bitter auf, ein Lachen, welches sie nicht erwidern konnte. „Er hat es tatsächlich geschafft sich irgendwo mit Drachenpocken an zu stecken. Jedenfalls dachte ich an diesem Tag, das ich... das ich ihn endlich los sei, aber scheinbar...“ „…aber scheinbar nicht. Ich verstehe was du meinst.“ Sie seufzte leise. Ja, sie konnte verstehen, dass so etwas einen nicht mehr losließ, man ständig daran denken musste, vierundzwanzig Stunden am Tag, dass es einen prägte und man nichts tun konnte, um endlich jeden Gedanken daran los zu sein.
Auch sie hob ihren Kopf, welchen sie bis vor wenigen Sekunden noch an seiner Schulter angelehnt hatte und sah ihn sanft an. „Vielleicht dachte er, er hätte das Recht, doch das hatte er nicht. Nichts gab ihm das Recht dazu dir so was anzutun.“ Bitter schüttelte sie den Kopf. Konnten Worte ausdrücken, wie leid es ihr tat, was geschehen war? Doch so wie sie Lucius kennen gelernt hatte, war das letzte was er nun hören wollte Mitleid, sie selbst hätte auch keines gewollt. Doch kommentarlos wollte sie dies auch nicht stehen lassen… „Ich hatte keine Ahnung und… es tut mir leid, Lucius. Ich wünschte ich könnte was dagegen tun, dass er dich nicht mehr so… verfolgt.“ Ayla legte den Kopf schief, während sie freudlos lächelte. Nein, sie würde nichts dagegen tun können, so sehr sie es auch wollte und versuchen würde. Letztendlich hing es von ihm ab, ob er vergessen konnte ob er selbst loslassen konnte, denn nur dann würde er wohl auch losgelassen werden, so kam es ihr vor. „Das einzige, auf was du bauen kannst, ist, dass er dir nichts mehr tun kann… und das ist doch schon mal etwas. Das Schlimmste ist vorbei und ich bin mir sicher er wird aus deinen Gedanken verschwinden. Irgendwann, vielleicht dann, wenn du am wenigsten dran glaubst.“ Während sie sprach wurde ihr Lächeln echter, denn sie wollte nicht mehr diesen traurigen Gesichtsausruck sehen. Nein, sie wollte ihn lächeln sehen, glücklich und zufrieden, dann nahm sie auch die Schatten in Kauf, die ihn von Zeit zu Zeit zu verfolgen schienen.
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Fr 20 Aug 2010, 19:15
Erneut vermeinte Lucius Mitleid aus ihren Worten heraus zu hören und erneut huschte ein Schatten über sein Gesicht, auch wenn er es eigentlich gar nicht wollte, doch war es eine instinktive Regung die er nicht verhindern konnte, schloss jedoch in diesem Augenblick die Augen, damit Ayla es nicht mit bekommen würde, ging doch dieser Moment nur all zu schnell wieder vorbei, währte nicht einmal länger wie ein Wimpernschlag, denn Lucius war es durchaus bewusst, das es nicht Mitleid war, das er aus ihrer Stimme heraus hörte, zumindest kein falsches Mitleid, wie er es schon zu oft erlebt hatte und nicht wollte, war es doch eher Mitgefühl und sogar ein wenig Zorn was in ihrer Stimme schwang, doch schüttelte er leicht den Kopf ob ihrer Worte, trafen sich ihre Blicke und sah er das, was er aus ihrer Stimme heraus hörte auch in ihren Augen. „Du verstehst das falsch, er hatte es durchaus und er nutzte es auch weidlich. In unseren Kreisen läuft es wohl ein wenig anders ab, da haben die Kinder das zu tun was die Eltern sagen, ohne zu hinterfragen und möglichst ohne dagegen zu sprechen. Und nur weil man ein Kind ist bedeutet es nicht gleich, das man alle Freiheiten hat wie... na ja, wie andere Kinder eben und erst recht nicht in meiner Familie.“ Lucius löste sich von Ayla, lies jedoch ihre Hand nicht los und führte sie zurück zum Sofa, wo sich sich setzten. Doch er hielt weiterhin ihre Hand fest, war es fast als wäre diese wie ein Anker für ihn, als wollte er sich damit in der Realität halten um nicht erneut Gefahr zu laufen nicht wieder in seinen Gedanken und Erinnerungen zu versinken.
„Du musst wissen, von je her war es so, das meine Familie lieber unter sich blieb und nur mit denen verkehrte, die ihrem Stand angemessen sind, was bedeutet, das man eben zu lernen hatte wie man sich in diesen Kreisen benahm, mit wem man verkehren durfte und mit wem nicht. Muggel waren und sind völlig verpönt, genauso auch wie Halbblütige und solche, die sich mit Muggel abgeben. Wollte man es genau nehmen dürfte ich jetzt nicht einmal hier sitzen, geschweige denn mit dir reden. Ich hätte dir nicht einmal helfen dürfen, neulich meine ich, bei Eulops. Ich weiß selbst nicht genau warum ich es eigentlich tat, es war... fast eher eine Reflexhandlung.“ Lucius schwieg einen Moment und dachte über seine Worte nach. War es das wirklich gewesen, ein Reflex? Nur das und nicht mehr? Noch einmal lies er die Situation in seinem Kopf Revue passieren, hatte er sie doch zuvor nicht einmal bemerkt, erst als er sich mit dem Käfig in der Hand zum Gehen gewandt hatte, war es doch völlig untypisch für ihn gewesen das er sich bückte um ihr zu helfen, wusste er noch immer noch nicht was ihn eigentlich dazu bewogen hatte genau dies zu tun, suchte er noch immer nach der Ursache, dem Auslöser, doch er fand ihn nicht, es war einfach passiert und hatte instinktiv gehandelt ohne nach zu denken. „Aber weiß du was? Ich bereue es nicht, nicht eine einzige Minute davon.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Züge, doch es erreichte nicht seine Augen, die noch immer umwölkt waren, noch immer den Schmerz der Erinnerungen zeigten und sie doch so warm ansahen. Es war eine seltsame Mischung die da in seinem Blick lag, war er sich doch dessen erneut nicht einmal bewusst und vermeinte das sich sein aufmunterndes Lächeln auch in seinen Augen zeigte.
„Es muss dir nicht leid tun, du konntest es ja nicht wissen und, was hättest du schon tun können? Nichts, genauso wenig wie ich es damals konnte.“ Lucius drehte den Kopf zur Seite und sah nach unten, unbewusst wurde seine Stimme erneut leise und belegt. „Weiß Gott, ich habe es versucht, oft, sehr oft, aber er... Ich werde ihn nicht los, ich fürchte ich... werde ihn nie wieder los, nicht einmal jetzt wo er... seit vier Jahren liegt er jetzt in seinem Grab und doch...“ Lucius erhob sich, war er es nun der ans Fenster trat und schlang die Arme um seinen schmalen Körper, als wollte er sich an sich selbst fest halten. Erneut spürte er das Zittern, das in seinem Inneren seinen Ursprung hatte und erneut kämpfte er mit sich die richtigen Worte zu finden und sie auch von sich zu geben, fiel es ihm abermals so unsagbar schwer sie überhaupt über die Lippen zu bringen. Der junge Malfoy was nie gewandt im Reden, hatte er es doch nie wirklich gemusst, außer es ging darum ein Geschäft ab zu wickeln oder jemanden seinen Zorn und seine Verachtung entgegen zu schleudern, doch wenn es um ihn selbst ging fehlten ihm oft genug die richtigen Worte, wusste er zwar was er sagen wollte doch wusste nicht wie er sich ausdrücken sollte, stockte immer wieder oder brach angefangene Sätze einfach ab, sagte oft Dinge die er ganz anders meinte und eigentlich ganz anders sagen wollte, wurde unsicher und verlegen und wirkte er in diesen Moment nahbarer als er sich eigentlich gab.
Mit einem Ruck drehte er sich um, noch immer die Arme fest um den Körper geschlungen und lehnte sich gegen die Fensterbank. „Verstehst du nicht? Er wird nicht verschwinden, niemals. Nicht heute, nicht morgen, nicht einmal in einem Jahr. Er wird immer da sein, egal was ich tue, selbst jetzt kann ich ihn hören, wie er... Es war ja nicht nur, das er...“ Lucius zog die arme enger um sich und lies den Kopf hängen. „Ich werde niemals frei sein, nie.“ murmelte er leise vor sich hin und meinte damit nicht nur seinen Vater. Lucius schwankte leicht, nahm ihn das alles mehr mit als er geahnt hatte, machten sich doch auch die schlaflosen Nächte und die Erschöpfung, die daraus resultierte, allmählich bemerkbar, war er in der letzten halben Stunde, seit er begonnen hatte sich ein wenig zu öffnen, noch blasser geworden und wich erneut ein Teil seiner Gesichtsfarbe. Müde fuhr er sich nun mit der Hand über das Gesicht, musste sich dann an der Fensterbank festhalte, da er plötzlich vermeinte zu fallen, doch mehr wie ein leichtes Schwanken war es nicht, war dieses Gefühl nur in seinem Kopf, ausgelöst durch dir innere Anspannung unter der er gerade stand.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Fr 20 Aug 2010, 20:22
„Nein, trotz allem hat er kein Recht dir das anzutun, egal was bei euch üblich ist oder nicht. Es kann nicht sein, dass ein Vater seinen Sohn so… nein selbst, wenn es üblich ist, dass nichts hinterfragt wird, aber das ist einfach nur… widerlich, was er getan hat.“ Sie spürte, wie Zorn in ihr hoch kroch, Zorn auf diesen Mann, der Lucius scheinbar gequält hatte, mehr als dieser zugab und zeigte. Ja, selbst wenn es üblich war in seiner Familie, man tat nichts nur, weil man es eben tat, sondern aus Überzeugung, aus freiem Willen und nicht nur aus Tradition. Hinter allem musste die persönliche Motivation stecken und so konnte sein Vater nur aus Grausamkeit gehandelt haben, aus Ungerechtigkeit und in jedem Fall war es nicht recht gewesen, was er getan hatte, so dachte sie sich. Nein, ein Vater musste sein Kind lieben und achten, egal, was in seinen Kreisen – welche auch immer das waren – üblich war. Seltsam froh war die junge Hexe darüber, dass Lucius’ Vater nicht mehr lebte – so blieb ihr wenigstens erspart dem Mann ins Gesicht zu sehen, auf den sie jetzt schon einen solchen Hass hatte, ohne ihn zu kennen. Seine Tat war ihr unbegreiflich, völlig unnachvollziehbar und umso wundersamer erschien es ihr, dass Lucius nicht zu demselben grausamen Mann herangewachsen schien, nicht so gewalttätig handelte und eine gewisse Art von Aggression nur zum Vorschein kam, wenn ihn seine Erinnerungen völlig gefangen nahmen.
Schweigend folgte sie ihm wieder zum Sofa, wo sie sich neben ihm nieder ließ und seine Hand sanft drückte, als er weiter sprach, als ob sie ihn beim weiter sprechen unterstützen wollte. Doch, was sie da hörte, gefiel ihr nicht wirklich. “Muggel waren und sind völlig verpönt, genauso auch wie Halbblütige und solche, die sich mit Muggel abgeben.“ Das sprach wohl eindeutig für eine strenge reinblütige Familie und bei dem Gedanken daran verfinsterte sich das Gesicht der jungen Frau. Sie hielt nicht viel von solchen Familie, mit diesen schwachsinnigen Idealen, sah sie doch keinen Sinn dahinter, keine Berechtigung andere auszuschließen und zu verpönen. Sie selbst als Halbblütige kam sich nicht mehr oder weniger wert vor als jeder andere, wieso auch? Blut war etwas, was sich über die Jahre veränderte und warum sollte man sich Gedanken darüber machen? Was sie jedoch besonders sorgte, war, wie er schon erwähnte, dass sie demzufolge eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben durften. Zwar wusste er nicht, wie es um ihren Blutstatus bestellt war, doch dass sie in einer Muggelgegend lebte, musste wohl Bände sprechen, konnte sie doch unmöglich ebenso reinblütig sein, wie er es zu sein schien. Würde das ein Hindernis werden für sie beide? Lucius schien ja wohl nicht unbedingt die Meinung seiner Eltern zu teilen, sonst würde er nicht hier neben ihr sitzen, hätte sie nicht so zärtlich geküsst, hätte ihr nicht gesagt, dass er sie in den letzten Tagen vermisst hatte. Und das war es schließlich worauf es ankam… nicht auf die Meinung anderer. „Ich bin froh, dass du es nicht bereust…“ , erwiderte sie leise, während sie ihn nicht ansah und somit nicht, diese eigentümliche Mischung in seinem Gesicht erkennen konnte, die etwas anderes zeigen wollte, als sie es tat.
Wieder stand der junge Mann neben ihr auf, als er sprach und allmählich kam sich Ayla vor, als ginge er ständig hin und her um Freiheit zu haben, Mut um zu sprechen, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen und dort wieder tausende Fragen zu sehen, welche allmählich unnötig wurden, da er sprach ohne, dass sie nachfragte, da endlich einiges zwischen ihnen klarer wurde und die Geheimnisse weniger wurden. „Natürlich wird er verschwinden, ich versprech es dir… eines Tages wird er verschwinden und dann wird alles gut. Ganz sicher.“ Sie setzte sich auf, folgte ihm aber nicht, sondern sah aus der Ferne, wie er die Arme um sich schlang und begann zu zittern. Die Augenbrauen der Hexe zogen sich sorgenvoll zusammen, als sie das sah. Niemals hatte sie jemanden getroffen, der von seiner Vergangenheit dermaßen beeinflusst und sozusagen geängstigt wurde, der zitterte bei den Gedanken daran. Erst als sie wahrnahm, dass er schwankte, sich an der Fensterbank festhalten musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, stürzte sie beinahe in seine Richtung. Was war es, was ihn so sehr zum Wanken brachte? Die Erinnerung? Das Aufarbeiten von dieser? Oder war es möglicherweise der Schlafentzug, unter welchem sie selbst gelitten hatte? Voller Sorge und beinahe Angst blickte sie in sein fahles Gesicht. Er war schon blass gewesen seit sie ihn kannte, aber das hier schlug wirklich alles. Du bist frei… du bist dein eigener Herr, Lucius. Das, was sie sagen wollte, schluckte sie, war es doch jetzt unwichtig, wo es ihm so schlecht ging, dass es sie ängstigte. Sie stützte ihn ein wenig, so gut es ging, bis er wieder sicher stand und wurde dabei grausam daran erinnert, als sie ihn blutend zu sich nach Hause gebracht hatte. „Du solltest dich hinlegen…“ , meinte sie bestimmt, als sie ihm ins Gesicht sah, gleichzeitig sanft, aber auch sicher, auf keine Widerworte zu hören. Sie war sich sicher, dass es das war, was er nun brauchte, und wenn er nur eine Viertelstunde schlief, danach würde er sich sicherlich besser fühlen. „Komm…“ , sagte sie sanft und leise, während sie ihn in Richtung ihres Bettes bugsierte. Glücklicherweise war es frisch bezogen und gemacht, da sie die letzte Nacht nicht darin verbracht hatte. Sie würde definitiv nicht dulden, dass er sich wehrte, selbst wenn er nur lag und nicht schlief… es würde besser für ihn sein. Und wenn’s sein muss lege ich mich zu ihm…
Lucius Malfoy
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Thema: Re: Verboten Fr 20 Aug 2010, 22:23
„Natürlich wird er verschwinden, ich versprech es dir… eines Tages wird er verschwinden und dann wird alles gut. Ganz sicher.“ Hoffnungsvoll sah er sie an und doch stand deutlich der Zweifel in seinem Blick, glaubte er doch nicht daran was sie sagte, lebte er doch schon so viele Jahre erst mit diesem Mann und dann mit seinen ständigen Ermahnungen in seinem Kopf, kannte er es doch schon gar nicht mehr anders und fiel es ihm immer schwerer sich überhaupt noch auf etwas konzentrieren zu können. „Ich hoffe es.“ War alles was er noch dazu sagte ehe er hinter sich griff und an der Fensterbank fest hielt um nicht zu fallen. Das Ayla dann plötzlich neben ihm stand und ihn hielt hatte er nicht einmal wirklich mit bekommen, sah sie dem zu folge einen Moment verwundert an und nickte dann, als sie ihm gebot sich hin zu legen, auch wenn er im ersten Moment versucht war dieses Angebot an zu lehnen. Doch war er klug genug um zu wissen wann er völlig am Ende war, wann es nichts mehr brachte sich gegen irgendetwas zu sträuben und den Starken spielen zu wollen, wusste die Anzeichen, die ihm sein Körper gerade signalisierte richtig zu deuten und lies sich von ihr zum Bett dirigieren und sich darauf nieder. „Eigentlich kam ich nicht unbedingt her um hier zu schlafen.“ Man sah es Lucius an das es ihm sichtlich peinlich und unangenehm war. „Ich fürchte allerdings, das du recht hast, ich... die letzten Tage waren nicht gerade...“ Er brach erneut ab, streifte die Schuhe ab und legte sich lang. Fast wie von selbst schlossen sich seine Augen, murmelte er nur noch leise „Aber nicht... länger... als...“ schlief dann doch mitten im Satz ein, doch dauerte es noch einige Minuten ehe sich auch seine Züge endlich entspannten und er tief in den Schlaf glitt.
Doch die Ruhe währte nicht lange, begann er leicht unruhig zu werden, zogen sich seine Augenbrauen zusammen und flog eine Vielzahl an Emotionen über seine Züge. Wut und Zorn zuerst, gefolgt von Schrecken, sammelte sich feiner Schweiß auf seiner Stirn und warf er immer wieder leicht den Kopf von einer Seite auf die andere, murmelte leise vor sich hin, wandelte sich das Erschrecken in Entsetzen, hob und senkte sich sein Brustkorb nun hektisch, schien es fast als hätte er vor irgendetwas unbeschreibliche Angst, war sein Murmeln zwar verstummte, doch wirkte es eher als hätte es ihm vor Angst die Sprache verschlagen.
Der Junge wusste nicht wieso er hier war und warum sein Daddy ihn in diesen Raum gesperrt hatte. Was hatte er getan das sein Vater so böse auf ihn war? Er versuchte sich daran zu erinnern, doch es wollte ihm einfach nicht einfallen. Er war wie immer am Morgen früh aufgestanden und runter gegangen um eine Kleinigkeit zu frühstücken. Seine Eltern hatten zu tun und sein kleiner Bruder schlief sicher noch. Und so war der Junge nach draußen in den Garten gelaufen um ein wenig alleine zu spielen. Heute war sein Geburtstag und sicher würde er nachher noch Geschenke bekommen. Der Junge freute sich schon darauf. Er bekam gerne Geschenke und meist bekam er sogar das, was er sich wünschte. Am Gartentor hatte er einige Kinder gesehen die aus dem Dorf waren und der Junge hatte sich mit ihnen unterhalten, doch dann war auf einmal sein Daddy gekommen und hatte ihn mit zornigem Gesicht, aber stumm zum Haus zurück, in den Keller und in diesen Raum hinter der dicken Holztür gebracht. War es denn falsch gewesen das er mit den Jungen geredet hatte? Aber sein Daddy sprach doch auch mit anderen Leuten. Der Junge verstand es einfach nicht. Wie sollte er auch? Schließlich wurde er heute gerade mal fünf Jahre alt. Woher hätte er wissen sollen das diese Kinder Muggel waren und das er sich nicht mit ihnen abgeben durfte? Jetzt saß er frierend in dem dunklen Verließ das nicht größer war wie zwei Mal zwei Meter und lauschte dem Wasser, das stetig von der Decke tropfte. Er hatte die Beine angezogen und die Arme um sie geschlungen doch auch das half nicht viel. Er fror, hatte Hunger und Durst und fühlte sich völlig alleine und ängstlich. Der Junge kannte diesen Raum, vor einem Jahr hatte sein Daddy ihn einmal mit hinunter genommen und der Junge hatte die dicken Ketten und Fesseln bestaunt, die an der Wand hingen. „Hier kommt man hin, wenn man ganz besonders böse ist.“ Hatte er gesagt und dem Kleinen einen Blick zu geworfen, den der Junge nicht hatte deuten können. Wieso tat sein Daddy das mit ihm nur? Hatte er ihn denn nicht mehr lieb? War er denn so böse gewesen das er jetzt hier sein mußte und wenn ja, was hatte er dann angestellt? Tausend Fragen wirbelten im Kopf des Jungen herum doch auf keine einzige fand er eine Antwort. Der Junge wußte nicht wie lange er schon hier unten saß, doch es schien ihm als wäre er schon eine Ewigkeit in diesem Loch. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Längst war das Geräusch des tropfenden Wassers in den Hintergrund getreten. Er nahm es bewusst schon gar nicht mehr war. Mit einem Mal stockte dem Jungen der Atem, er hatte etwas anderes gehört.
Lucius den Atem an als hätte er irgend etwas gehört und müsse still lauschen. Seine Augen unter den geschlossenen Liedern bewegten sich hektisch und als er wieder atmete war dieser flach und schnell geworden. Wieder veränderte sich seine Mimik, zeigte jetzt eine Angst, die schon fast an Panik grenzte. Leicht bewegte er den Kopf als würde er sich suchend umsehen. Und immer wieder hielt er für kurze Zeit den Atmen an, der bei jedem Stoß zitterte, als würde er nach irgend etwas lauschen. Leise murmelte er Worte, die nicht zu verstehen waren. Es klang fast wie ein Rufen oder Flehen. Jedoch schwang deutlich die Angst darin mit, die er zu empfinden schien. Das Zittern seines Körpers war nun deutlich zu sehen, war es jedoch dieses Mal nicht auf die Erschöpfung zurück zu führen sondern eher auf die Panik, die er empfand.
Der Junge lauschte mit angehaltenem Atem. Er hatte ein Rascheln gehört. Ob es bei ihm drin oder vor der Tür war konnte er nicht sagen. Er hoffte das es sein Daddy war, der ihn endlich wieder heraus lassen würde. Das Rascheln wiederholte sich, diesmal ein wenig lauter und ein wenig näher. Nein, das war nicht sein Daddy, das war eindeutig bei ihm im Verlies gewesen. Irgend wer oder irgend etwas war noch hier. Doch der Junge konnte nichts sehen. Es war so dunkel, das er nicht einmal die Hand vor Augen erkennen konnte. Er rutschte nach hinten, wagte es nicht mehr auf dem Fleck, auf dem er die ganze Zeit gesessen hatte sitzen zu bleiben. Er bewegte sich so weit, bis er die Wand in seinem Rücken spürte. Fest presste er sich dagegen in der Hoffnung, sich in ihr verstecken zu können. Das Geräusch wiederholte sich, bewegte sich durch die Kammer und der Junge bekam es mit der Angst. Noch immer zitterte er, diesmal jedoch stärker und nicht mehr weil er fror, sondern aus Angst. Ihm fielen die Geschichten ein, die seine Mutter ihm manchmal vorlas, wenn er schon im Bett lag. Geschichten von Bergtrollen, die mit Vorliebe kleine Kinder fraßen. Er hasste diese Geschichten, denn er bekam immer Alpträume davon. Dann sah er sich im Schlafanzug durch den Wald rennen, verfolgt von einer Horde Trolle, die ihn fressen wollten. War vielleicht jetzt so ein Troll bei ihm, suchte ihn um ihn dann zu fressen? Sein Phantasie gaukelte ihm alles mögliche vor. Bewegte sich da nicht gerade etwas riesiges direkt vor ihm oder bildete er sich das nur ein? Wieder hörte er das rascheln, und das Geräusch bewegte sich jetzt eindeutig auf ihn zu. Panik machte sich in dem kleinen Jungen breit und er begann zu weinen. „Daddy“ flüsterte er leise flehend. „Daddy bitte, hol mich hier raus“ Immer wieder hielt der Junge den Atem an und lauschte auf die Geräusche, der der vermeindliche Troll von sich gab. Er spürte eine Bewegung direkt neben sich und zuckte zusammen. Schnell presste er beide Hände auf Mund und Nase um sein Schluchzen und sein Atem zu verbergen. Vielleicht würde der Troll ihn ja dann nicht hören und wieder weg gehen. Doch was immer es auch war, es ging nicht weg. Im Gegenteil, es strich um seine Beine und um seine nackten Füße. Erst fühlte es sich haarig an, und dann irgend wie dünn und nackt wie ein Wurm. Der Junge keuchte erschrocken auf und zog im Reflex seine Beine weiter an sich heran. Nein, das war eindeutig kein Bergtroll, der da bei ihm war, aber was war es dann? Was war klein und haarig und fiepste auch noch? Durch seine plötzlich Bewegung war die Ratte irritiert. Vielleicht dachte sie auch der Junge wollte sie angreifen. Sie fuhr herum und biss zu und erwischte den Jungen direkt oberhalb des Knöchels an seinem rechten Fuß. Der Junge schrie auf vor Schmerz und Panik.
Mit einem leisen Schrei fuhr Lucius aus dem Schlaf und setzte sich ruckartig auf, seine Augen waren vor Schreck geweitet und starrten in das Zimmer, ohne wirklich etwas zu erkennen, vermeinte er noch immer die Mauern um sich herum zu sehen und das Fiepen der Ratten zu hören, doch kam er dann langsam zu sich, erkannte wo er war und atmete fast schon erleichtert auf und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn. Es war schon wieder geschehen, er hatte schon wieder diesen einen Traum gehabt, den er so hasste und der doch immer wieder kam, auch wenn er es nicht wollte, konnte er doch gerade auf diesen – und so ganz neben bei auf die restlichen ebenso – verzichten und wünschte sich einmal, nur ein einziges Mal eine Nacht ruhig durch schlafen zu können. Das er nicht alleine im Zimmer war realisierte er zunächst nicht, erst als sich Ayla bewegte wandte er den Kopf und sah sie an.
Ayla Sherwood
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Thema: Re: Verboten Fr 20 Aug 2010, 23:06
Ayla hatte mehr Widerstand seinerseits erwartet, als sie ihn Richtung Bett drängte um etwas gegen seine Erschöpfung und auch gegen das Zittern zu tun. Doch anscheinend hatte Lucius eingesehen, dass sein körperlicher Zustand nicht gerade der beste war und hinlegen wohl das einzige Mittel war, um wieder etwas Gesichtsfarbe zu bekommen. So sehr es ihm auch unangenehm zu sein schien, Ayla schüttelte abwehrend den Kopf – es war die richtige Entscheidung und davon abgesehen musste es ihm nicht peinlich sein, immerhin drängte sie ihn ja dazu und er war nicht von alleine auf die Idee gekommen und hatte verkündet, dass er jetzt schlafen musste. War ihm körperliche Schwäche so unangenehm? Man konnte es vielleicht mit seiner Verlegenheit in Verbindung bringen, wenn er ihr ein Kompliment machte… womöglich gehörte das auch zu seiner Erziehung, zumindest konnte Ayla sich dies gut vorstellen. Halte dich von Abschaum fern und keine Schwäche zeigen… der ganze Schwachsinn auf einem Fleck. Typisch diese reinblütigen Familien… Sie musterte ihn besorgt, als er sich schließlich auf ihrem Bett ausstreckte und nahezu sofort in die Traumwelt zu gleiten schien. Es war wohl wirklich höchste Eisenbahn gewesen, dass er ein wenig Schlaf abbekam… da hatte er den Schlaf schon so bitter nötig und sie quälte ihn noch mit ihren Fragen. Allmählich wurde das schlechte Gewissen größer, doch sie versuchte es von sich zu schieben. Er hätte jederzeit abbrechen können, wenn es zu viel gewesen wäre, hätte gehen können, wenn er ihr nicht versprochen hätte sie niemals mehr alleine zu lassen. Die Hexe seufzte leise, als sie neben dem Bett stand und ihn beobachtete. Wenigstens schien jetzt die ganze Anspannung von ihm abzufallen – vielleicht würde er sich später ja wie neugeboren fühlen und sie konnten witzigere Gespräche führen, welche, die ihn von seiner Vergangenheit ablenkten und ihn wieder zum Lächeln brachten, welches sie so sehr vermisste.
Erst jetzt, als sie das regelmäßige Atmen des jungen Mannes hörte, spürte sie, dass auch ihr Körper dringend eine Pause benötigte. Doch konnte sie sich einfach so neben ihn legen? Einen Moment lang dachte Ayla darüber nach, immerhin wollte sie ihm nicht zu sehr auf die Pelle rücken, andererseits hätte sie sich nur zu gerne zu ihm schlafen gelegt. Doch letztendlich schob sie ihre Decke ein wenig über seinen Körper, damit er nicht fror, schnappte sich dann ihre Wolldecke und verzog sich auf die Couch. Es würden sich noch mehr Gelegenheiten ergeben nebeneinander zu liegen, wenn er wirklich für immer bei ihr blieb. Für immer. Es klang wie eine lange Zeit, aber mit ihm schien sie trotzdem zu kurz zu sein. Zu kurz um sein ganzes Wesen zu ergründen, zu kurz um sich an seinen Augen satt zu sehen, zu kurz um seine Stimme zu hören, die ihren Namen rief. Ayla, du wirst noch völlig romantisch, wenn das so weitergeht. Also ehrlich, sonst bist du doch auch nicht so… Etwas grinsend streckte sich die Hexe auf ihrem Sofa aus und kuschelte sich unter die Decke. Nein, eigentlich mochte sie solche romantischen Gedanken nicht sonderlich, aber sie drängten sich ihr geradezu auf. Nachdenklich schloss sie die Augen. Was stellte dieser junge Mann nur mit ihr an?
Solltest du dich nicht eher fragen, was du mit ihm anstellst? - Hah, was meinst du? Na, denk mal nach. Lucius hatte ein tolles Leben ohne lästige Menschen, die ihm doofe Fragen stellen. -Jah, tolles Leben, wenn einen die Gedanken trotzdem verfolgen. Vielleicht erst, seit er dich kennt? - So nen Quatsch hab ich ja noch nie gehört… Naja, aber schon mal drüber nachgedacht, was du bist? - Ich dachte immer ich wäre ein Mensch, aber worauf spielst du an? Er hat gerade eben noch gemeint, dass er eigentlich gar nicht mit dir reden dürfte, weil du nicht reinblütig bist. - Na und, aber er tut’s trotzdem. Meinst du ernsthaft, das hält an? Wenn du seine Mum kennen lernst, was erzählst du ihr dann? - Na, die Wahrheit! Was sonst? Achja? Ich glaub dann wirft sie dich erstmal raus. - Und wenn schon.. Du glaubst nicht im Ernst, dass er es ewig mit dir aushält, wenn ihr aus so verschiedenen Kreisen kommt, oder? - Doch, glaube ich… abgesehen davon hat er es versprochen. Achja? Jetzt tu nicht so, als hätte jeder, der dir gesagt hat, dass er für immer bei dir bleibt das auch gehalten.
Ayla schlug die Augen auf. Sie wollte nicht an dieses Versprechen denken, was einst gebrochen wurde, nicht jetzt, wo es Lucius nicht gut ging und sie selbst den Schlaf brauchte. Gerade wollte sie den schweren Lidern nachgeben, als ein merkwürdiges Geräusch sie zum aufsehen drängte. Irrte sie sich oder… bewegte sich da jemand ziemlich heftig? Lucius? Ayla setzte sich auf und blickte in Richtung des Bettes, als sich der Zauberer gerade mit einem leisen Schrei ebenfalls aufsetzte und scheinbar gerade aus seinen Träumen gerissen worden war. Es dauerte etwas, bis er wieder realisierte wo er war, nachdem er unsanft aus den Träumen gerissen worden war. Schließlich trafen sich die Blicke der beiden und Ayla sah ihn erschrocken an. „Albtraum?“ , fragte sie leise, aber gerade laut genug, dass er sie verstehen konnte. Sie musste eigentlich gar nicht fragen, denn sein Blick sprach Bände. Die junge Frau beschlich die leise Ahnung, dass Lucius’ Vater ihn nicht nur in den Gedanken verfolgte und so wand sie sich aus ihrer Wolldecke, legte sie sich um die Schultern und ging zurück zu ihrem Bett in dem er lag. Neben ihm setzte sie sich halb auf das Bett und blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen auf ihn hinunter. „Mein Dad hat immer gesagt, gegen Albträume hilft Tee… möchtest du einen?“ Behutsam legte sie ihre Hand auf seine und verschlang ihre Finger in seinen. „Es tut weh zusehen zu müssen… kennst du das Gefühl? Ich sitze hier rum wie der letzte Depp und kann nichts ausrichten…“ Ein mattes Lächeln erschien auf ihren Lippen, während sie ihre Hände betrachtete.