[Lily, Ayla]
Fröstelnd und mit einem mindestens 3 Mal um den Hals gewickelten Schal, erreichte Ayla das Treppenhaus, welches zur Dachgeschosswohnung von Lily führte. Beinahe wäre sie auf den Stufen zur Eingangstür ausgerutscht, doch halb fluchend und halb lachend hatte sich die junge Hexe am Türgriff festhalten können, bis sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Das Wetter war einfach zum aus der Haut fahren. Nicht nur dass es kalt war, nass und ungemütlich, zu allem Unheil schneite es auch noch… Ayla wusste genau, warum der Winter definitiv nicht ihre Jahreszeit war. Nachdem sie die Haustür, welche stets offen war, wieder hinter sich geschlossen hatte stapfte sie die Treppen hinauf. Wieso muss Lily eigentlich ganz oben wohnen? fragte sie sich und ein Grinsen huschte über ihr Gesicht. Bestimmt damit ich immer nach oben laufen darf, wenn ich sie besuchen will und dann völlig außer Atem ankomme.
In letzter Zeit waren ihre Besuche häufiger geworden, da die beiden jungen Frauen dem Orden des Phönix angehörten und Freundschaft geschlossen hatten. Bereits in ihrer Schulzeit hatten sie sich gut verstanden und die gleiche Einstellung beider zu den Geschehnissen dieser Zeit, hatte mittlerweile eine gute Freundschaft entstehen lassen.
Normalerweise kam Ayla nicht dazu Lily vormittags zu besuchen, da sie selbst arbeiten musste. Doch heute hatte es ihr der Stress im Ministerium erlaubt sich den Vormittag frei zu nehmen. Aufgrund der neusten Mitteilungen herrschte pures Chaos und die Vorsitzenden der einzelnen Abteilungen hatten nur wenig Muße sich mit ihren Auszubildenden auseinanderzusetzen. Da war es kaum verwunderlich, dass Aylas Chef sie mit dem Auftrag „Trinken sie eine Tasse Kaffee, Sherwood, und genießen sie Ihren Vormittag!“ vorerst nach Hause geschickt hatte. Und wer ließ sich so eine Chance schon freiwillig entgehen?
Das erneute Verschwinden zweier Zauberer, diesmal von unschuldigen Kindern, hatte eine Welle ausgelöst, welche sich nur schwer bremsen ließ. Zwar schien jeder im Ministerium zu versuchen das Ereignis herunter zu spielen, insbesondere vor den Medien, doch im tiefsten Innern wussten wohl alle, dass es mit den Zwischenfällen nichts Gutes auf sich hatte. Nur wenige sprachen das aus, was sie befürchteten, und noch weniger trauten sich auch dazu zu stehen und nicht auf die beschwichtigenden Einwände anderer zu hören. Da war es nicht verwunderlich, dass das Ministerium vor allen Zauberern so tat, als wäre nichts geschehen. Als würde das irgendetwas besser machen…
Auch Ayla machte sich Sorgen… wer war dafür verantwortlich, dass zurzeit so viele Zauberer verschwanden und oftmals tot aufgefunden wurden? Egal wer es war, er machte weder vor Kindern, noch vor Erwachsenen halt. Beim letzten Mal war sie dabei gewesen, als ein junger Zauberer in einem Feld ermordet aufgefunden wurde – rein beruflich hatte sie die Leiche inspizieren müssen und in solchen Momenten hasste sie es, dass sie ausgerechnet bei der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen arbeiten musste. Komisch war nur, dass in letzter Zeit Dinge passierten, welche so gar nicht in das Schema der Todesser passten, welche sonst für Angst und Schrecken in der Zauberergemeinschaft sorgten. Die Wut auf die Anhänger Voldemorts steckte tief in Ayla und ließ sich nur selten zurückhalten, weshalb sie trotz allen Widersprüchen ihnen die Schuld für die neuerlichen Entführungen und Morde gab. Auch wenn sie die leise Ahnung hatte, dass dieses Mal etwas anderes dahinter steckte, was nicht nur ihr tiefe Sorgenfalten ins Gesicht grub.
Es fiel der sonstigen Frohnatur schwer in diesen Zeiten nicht des Öfteren ihr Lächeln zu verlieren. Man konnte Bedrohung überall fühlen und wurde jeden Tag mit neuen Schreckensnachrichten konfrontiert. Umso mehr war Ayla dankbar für ihre Freunde, die ihr Lachen erhielten und so schlich sich auch jetzt allmählich ein Lächeln auf die Lippen der jungen Frau.
Stufe um Stufe stieg sie hinauf bis sie schließlich im obersten Stock angekommen war und auf die Klingel drückte, welche sich neben dem kleinen aber feinen Namensschild mit der Aufschrift „Evans“ befand.
Ungeduldig wartete Ayla ab, bis ihr die Tür geöffnet wurde. Sie konnte nur hoffen, dass Lily zu Hause war und nicht etwa arbeitete, doch die Hoffnung auf ein warmes Plätzchen, Gesellschaft und vielleicht eine Tasse Kaffee hatte die junge Frau hierher getrieben. Außerdem war da noch etwas… die Hexe konnte sich kaum vorstellen, dass Albus Dumbledore angesichts der Ereignisse lange mit einer Nachricht auf sich warten ließ. Sie konnte das nächste Treffen förmlich riechen. Und da konnte es nicht schaden vorsorglich bei Lily vorbei zu sehen und sie zu fragen, ob sie schon etwas gehört hatte. Und wenn nicht wäre es auch nicht schlimm. Dann quatschen wir eben etwas… uns sich schließlich noch nie die Themen ausgegangen. Da James unterwegs ist wird sie wahrscheinlich sowieso wenig zu tun haben.
EDIT: (nach Ausstieg der Spielerin)
Ayla seufzte resigniert auf. Ganz klasse... sie scheint nicht daheim zu sein. Und was mach ich jetzt? Die Aussicht auf ihre leere Wohnung und darin zu verbringende Stunden ganz allein, ließ das Grinsen auf dem Gesicht der jungen Frau verschwinden. Nein, darauf hatte sie definitiv keine Lust. Und außerdem musste sie ja noch irgendjemandem unter die Nase reiben, dass sie heute frei hatte. Ausnahmsweise.
In Gedanken ging sie ihre Freunde durch und blieb schließlich an einem bestimmten Jemand hängen, der sich sicherlich gerade erst aus dem Bett gequält hatte, so wie sie ihn kannte. Besagter Faulpelz lebte zwar in einem anderen Stadtteil, aber Magie sei Dank würde sie schnell dort sein.
Nein, ein Sirius Black war noch daheim um diese Uhrzeit... vielleicht sogar noch im Bett, aber zur Not würde sie ihn eben wachklingeln. Mit diesem Gedanken disapperierte Ayla.
[tbc: WG der Rumtreiber]